Gleitschirmfliegen-FAQ

Mein Hobby provoziert immer wieder dieselben Fragen, hier eine kleine FAQ:

  • Wieviel Zeit hast du für die Ausbildung aufgewendet?
    Ich habe am 6. März 2007 den Grundkurs begonnen und am 11. August 2007 das Brevet erhalten. Dazwischen lagen 25 Tage an denen ich 70 Übungsflüge absolviert habe (Und bin dadurch knapp 15 Stunden in der Luft gehangen). Das war eher schnell, laut Jürg braucht man normalerweise ca. 1 Jahr bis zum Abschluss der Ausbildung.
  • Ist Gleitschirmfliegen teuer?
    Ja, ich habe ungefähr folgendes ausgegeben:
    1790.- Ausbildungspauschale (Inkl. Rabatt für Bezug des Materials in der Schule)
    3435.- Obligatorisches Material (Occassion-Schirm, Gurtzeug, Notschirm, Helm)
    ca. 900.- Freiwilliges Material (Vario, GPS, Sonnebrille, warme Kleider)
    ca. 950.- Transporte ins Fluggebiet*, im Fluggebiet, Landegebühren etc.
    250.- Prüfungsgebühren
    205.- SHV-Beitrag, Zusatzversicherungen, diverses

    Total: ca. 7530.-

    Mit diesen Investitionen sollte ich theoretisch für 1 bis 2 Jahre versorgt sein, laufende Kosten sind die SHV-Mitgliedschaft, das Notschirmfalten und die jährliche Schirmkontrolle.

    * = Bei Starterplus kostet eine Fahrt ins Gebiet und zurück 10.- SFr.

  • Ist das nicht gefährlich?
    Ja, es ist gefährlicher als sich unter dem Bett zu verstecken und nie wieder aus dem Zimmer zu kommen. Die Sportart an sich gilt versicherungstechnisch nicht als Risikosportart, zudem sind die Einsteigerschirme sehr auf Sicherheit und Stabilität getrimmt. Vernunft und Geduld sind zusätzliche Tugenden die man sich aneignen sollte. Und im Fall der Fälle hat man noch immer einen Notfallschirm dabei.Dennoch: Das Clubheft Swiss Glider berichtet regelmässig über Unfälle und publizierte bisher mehr als eine Todesanzeige.
  • Darf ich mal mitfliegen?
    Noch nicht. Die Tandem-Ausbildung kann ich frühestens in einem Jahr (August 2008) beginnen und selbst dann müsstest du warten bis ich sie abgeschlossen habe. Ich weiss noch nicht ob ich das je machen werde, aber kann dich schon mal auf die Warteliste setzen.
  • Wo dürft ihr eingentlich starten und landen?
    Grundsätzlich überall, ausser auf Strassen und Skipisten. Zusätzlich beschränkt wird man durch verschiedene Flugverbotszonen (Wegen Flughäfen, Wildschutzgebieten etc.)Einen guten Überblick bekommst du mit den Google Earth-Karten von Flyland.
  • Wenn du nicht mehr so oft darüber bloggst, was mache ich jetzt?
    Entweder du fängst selber an zu fliegen und schreibst dich bei Jürg Marcin’s Starterplus ein. Oder du liest weiter: Auf dem Starterplus-Blog siehst du wo sich die Schule herumtreibt. Micha und Björn führen ebenfalls einen eigenen Blog. Und wen das noch nicht überzeugt kann sich in den verschiedenen Fotogalerien satt sehen: Jürg, Björn, Rafael, Jonas. Und wenn du’s nur langweilig technisch willst, steht dir noch immer mein Flugbuch offen.
  • Ja, macht’s denn überhaupt Spass?
    Jaaa! Nur weil ich manchmal nicht so enthusiastisch schreibe, heisst das noch lange nicht dass ich nicht nach jedem Flug mit einem Riesensmile in der Gegend herumlaufe.

Für weitere Fragen stehe ich dir gerne zur Verfügung. Oder komm in unseren neuen Verein, den Bärn Gliders!

Eidg. dipl. Pilot

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Am 10.August sollte es soweit sein, aber das Wetter wollte nicht mitmachen, so besammelten sich am 11. August, Samstag früh ca. zwei Dutzend nervöse Personen in Interlaken zur Abnahme der praktischen Gleitschirmprüfung.

Das Ziel: In 2 oder 3 Flügen einen Doppelkreis innerhalb von 20 Sekunden und eine Acht innerhalb von 30 Sekunden zu fliegen, und danach innerhalb eines 30m-Kreises zu landen. Pro Flug darf nur eine Flugfigur gemacht werden.

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Um es kurz zu machen: Ich habe bestanden. Zwar waren beim ersten Flug meine Doppelkreise nicht sauber, aber dies konnte ich im dritten Flug noch korrigieren. Den Kreis traf ich sogar alle dreimal. Überhaupt ging alles sehr gut, das übliche Gedrängel an der Prüfung blieb zum Erstaunen der Experten auch aus.

Neuer Blog: In Zukunft werden alle ’normalen‘ Flüge nur noch im Flugbuch (http://flugbuch.existenz.ch) vermerkt. Aussergewöhnliche Ereignisse werde ich natürlich auch hier erwähnen.

Die letzten Flüge vor der Prüfung

Nachträglich möchte ich hier noch meine letzten Flugtage vor der praktischen Gleitschirmprüfung zusammenfassen.

Am 28. und 29. Juli begaben wir uns bei nicht ganz einwandfreiem Wetter nach Grindelwald um dort von der First zu starten. Leider waren die Athleten vom Red Bull X-Alps zu diesem Zeitpunkt noch nicht am Wendepunkt Eiger angekommen und so konnten wir dem Spektakel nicht beiwohnen.

Der Samstag verlief in Grindelwald relativ unspektakulär, bis auf den abschliessenden Ausflug auf die Schynige Platte.

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Wie die Touristen benahmen wir uns beim Hinauffahren. Das gemütliche Bähnchen tuckerte gemächlich über eine Stunde den Berg hinauf. In Breitlauenen stiegen wir aus und marschierten noch eine Viertelstunde bis zum Startplatz Kreuterwiese.

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Einmal mehr: Grandiose Aussicht aufs Berner Oberland. Kein Wunder wird Interlaken und Umgebung derart oft von ausländischen Gästen besucht.

Der Flug von der Platte hinunter zum ehemaligen Flughafen Interlaken gelang mir wieder nicht: Die Aufwinde waren nur schwach, aber dennoch nutzbar (Wie die erfahreneren Piloten eindrucksvoll zeigten). Ich hingegen geriet schnell in einen Lee-Rotor und wurde hintergedrückt, so dass ich ziemlich bald mal landen musste.

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Tags darauf, wieder zurück in Grindelwald, wurden wir plötzlich von Kühen umzingelt welche unseren leuchtenden Schirmen nicht wiederstehen konnten und unbedingt daran knabbern wollten. Unser Starthelfer fragte noch schwach ob sich jemand mit Kühen auskennt und ich versuchte mich an meinen letzten Hüteinsatz zu erinnern, damals war ich wohl noch nicht mal 10 Jahre alt. Glücklicherweise zogen die Viecher dann bald einmal von dannen und wir konnten zu fliegen beginnen.

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Fast hätte ich aufgrund des krassen Seitenwindes wieder mit der Seilbahn runter müssen, glücklicherweise haben wir etwas gewartet. Natürlich hatte der Wind aber erst aufgegeben als wir bereits unser ganzes Material zusammengeräumt haben. Wir legten also erneut aus und flogen runter. Und hatten derart Gegenwind dass wir es alle nur knapp bis zum Landeplatz schafften. Jürg hatte bereits raufgefunkt dass wir nach alternativen Wiesen Ausschau halten sollten. Das war aber schlussendlich nicht notwendig, alle erreichten den Landeplatz Grund.

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Am 1. August fuhren wir für einmal nach Kandersteg. Auf dieses Fluggebiet freute ich mich besonders: Als Kind sah ich beim Warten auf den Autoverlad dort zum ersten Mal Schirme am Himmel kreisen. Darum konnte ich es kaum erwarten jetzt selber über die Klippen rauszuspringen. Wunderschönes Wetter, leichte Thermik und eine gemütliche Gruppe machten den Tag zu einem besonderen Erlebnis.

Am folgenden Wochenende fuhr ich an den Schwarzsee um ein letztes Mal für die Prüfung vorzubereiten. Am Samstag erlaubte die strahlendes Sonne einen wunderschönen Thermikflug vom Hohmattli herunter. Selbst unsere blutigen Anfänger konnten dort aufdrehen, sehr zum Missfallen von Andi dem mehrfach der Vortritt abgeschnitten wurde. Auch mir wurde es dann langsam zu bunt und ich ging landen.
Tags darauf, allerletzte Chance um zu üben, tat ich was ich in solchen Situationen immer tue: Sämtliche Vernunft am Boden lassen und trotzt Fieber und Durchfall schleppte ich mich auf den Berg. Schliesslich besann ich mich doch noch und brach diese Übung nach 2 Flügen ab.

Im Hinsicht auf die Prüfung hatte ich zwiespältige Gefühle: In den Doppelkreisen fühlte ich mich recht wohl, die Kreislandung wollte dennoch nur die halbe Zeit gelingen. Ich war wirklich gespannt auf das Resultat.

Polysportives Wochenende (11 Höhenflüge)

Und plötzlich ist der Sommer zurück. Dank viel Zetter & Mordio kriegte ich am schönsten Wochendende seit langem auch den Freitag frei. (Es lohnt sich immer zu heulen.)

Also auf in den Jura. Da Jürg einen Grundkurs abhielt, musste ich für meine Höhenflüge am Freitag eine andere Flugschule aufsuchen. Ich entschied mich wieder Markus von der Flugschule Jura zu besuchen. Das Wetter lockte noch eine Menge anderer Leute vom Arbeitsplatz weg und so zwängten sich knapp 20 Personen in den Bus um auf den Sonnenberg hinter Matzendorf hinaufzufahren.

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Wie immer beim Besuch einer anderen Schule hinterliess der erste Flug einen schlechten Eindruck: Langsame Kreise, vermurkster Landeanflug und dann habe ich fast noch einen Strömungsabriss provoziert (Was in der Endphase der Landung, so 10-15 Meter über Boden tendenziell eher tragisch enden würde). Wenigstens war ich nicht der einzige mit Problemen, der Fluglehrer am Boden war nur noch am fluchen und wettern.

Die nächsten zwei Flüge gingen wesentlich besser. Das Starten lief problemlos, war aber immer spannend da man nur wenige Meter über die Baumwipfel vom Startplatz aus hinausflog. Am Abend gab es zum Abschluss noch eine Videoauswertung der Starts, das war aufschlussreich und teilweise sehr witzig. In Slow-Motion sieht einfach jeder doof aus.

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Samstag und Sonntag verbrachte ich wieder in der eigenen Schule. Wir sind dem Red Bull Air Race in Interlaken ausgewichen und an den Schwarzsee gefahren. Unter der brennenden Sonne machten wir am Samstag Flüge bis zum umkippen. Gottseidank gibt’s heutzutage High-Tech Sonnencreme, ansonsten hätte es diese Tage heftig rote Köpfe gegeben.

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Nach fünf einigermassen erfolgreichen Flügen hatte ich genug, die Hitze machte mir zu schaffen und… Es was einfach zu heiss, selbst nach literweisem Wasserkonsum fühlte ich mich am austrocknen.

Zum Glück hatte ich dieses Mal die Badehosen dabei. Das Wasser sah verlockend… ähm… grün aus als ich reinsprang. Es stellte sich als eher dreckig grün heraus und war zudem eiskalt (Schätzungsweise um die 12°). Schnell sass ich mich in der Beiz wieder an die Sonne.

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Tags darauf am Sonntag wanderten wir für den zweiten und dritten Flug auf die Hohmatt. Polysportivmässig kraxelten wir den Berg hinauf, etwa 20 Minuten dauerte der Aufstieg von der Strasse zur Startwiese. Habe ich schon erwähnt dass es an jenem Tag heiss war? Schweissgebadet ist gar kein Ausdruck für den Zustand in dem wir oben ankamen. (Auf dem Foto ist die Linse auch ganz verschwitzt.)

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Thermisch hatte ich auf den Flügen dort einmal mehr Pech: Es trug mich nicht wie andere in die Luft, ich konnte nur knapp meine Höhe behalten. So fand ich mich schon 20 Minuten später auf dem Boden.

Es geht noch 21 Tage bis zu meiner praktischen Prüfung. Langsam aber sicher habe ich das Programm im Griff, dennoch fühle ich mich noch nicht zu 100% sicher. Hoffentlich bleibt das Wetter dementsprechend gut um mir noch etwas Trainingsmöglichkeiten zu bieten.

Nochmals First-Grindelwald (3 Höhenflüge)

(Das Datum des Flugtages war 25. Juni 2007)

Endlich etwas besseres Wetter. Nachdem ich fast 2 Wochen zu Hause ferienhalber rumgehockt bin und auf anständige Flugkonditionen gewartet habe, klappte es schlussendlich nur noch an einem Tag.

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Wir fuhren dichtgedrängt im Bus mit Jürg auf die First hinauf. Es herrschten zwar gute Bedingungen, aber an die Thermik von vergangener Woche kam die aktuelle Luftentwicklung leider nicht heran.

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Das spezielle an diesem Tag war dass eine Clubmeisterschaft auf der First stattfand, an der auch Chrigel Maurer, begleitet von einem Rudel japanischer Touristen, mit seiner Anwesenheit aufwartete.

Wir Schüler hielten uns aber von den Wettkämpfern fern und versuchten vergebens über Grindelwald aufzudrehen. Auch die Landungen unten waren etwas holprig, einzelne sorgten abermals für spannende Momente beim Landeanflug. Den Fluss verfehlten wir aber auch diesemal alle und auch die REGA musste nicht nochmals anrücken.

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Ich kann hiermit dank meiner neu gebastelten Handyaufhängung die ersten In-Flight-Bilder präsentieren. (Grossansicht) Geschossen wurde es über Grindelwald schwebend, im Anflug auf den Landeplatz den man ganz oben links an den zwei blauen Schirmen am Boden erkennen.

Unten rechts ist übrigens mein Vario. Der Balken links zeigt ein normales Sinken an, von oben nach unten sagen die Werte folgendes aus: -1.8m/s aktuelles Sinken, 22.6° Grad Celsius Lufttemperatur, 1723m.ü.M. aktuelle Höhe, -395m seit dem Nullpunkt (Hier: Der Startplatz), danach käme noch die aktuelle Zeit und darunter die Flugzeit.

Von den drei Flügen an diesem Tag kann ich einen als erfolgreich verbuchen: Sowohl Program lief einigermassen als auch eine Fast-Punktlandung brachte ich zu stande. Hat mich wieder motiviert und so habe ich mich jetzt einfach mal für die praktische Prüfung anfangs August angemeldet. Wünscht mir Hals- und Beinbruch.

Dünne Luft und ein Rega-Einsatz (3 Höhenflüge)

Gleich vorweg: Ich war’s nicht der den REGA-Heli brauchte, mir geht’s gut.

Vor einigen Wochen hatte Immo (Aka. Der Fliegende Holländer) erwähnt dass er sich bei der Flugschule Jura für die Trekking-Tour Juni angemeldet hat. Das Trekking im Titel ist vielleicht etwas übertrieben, es handelt sich um einen zwei-tägigen Ausflug in ein beliebiges Fluggebiet um dort etwas längere Flüge zu machen. Da es zufälligerweise mit meinen Sommerferien aufging, meldete ich mich kurzum auch an.

Der Montag fiel leider aufgrund des wechselhaften Wetters aus.

Der Dienstag war dafür der heisseste Tag des Jahres. Und das hiess: Thermik bis zum abwinken.

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Wir entschieden uns gegen den Niesen und fuhren nach Grindelwald und von dort mit der Bahn auf die First.

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Weil die Thermik früh am Morgen noch nicht ganz da war, verbrachten wir noch etwas Zeit mit dem Panorama (Ausblick auf die Eiger Nordwand, den Mönch und die Jungrau plus ein halbes Dutzend anderer Gipfel…) und mit der Taktikbesprechung: Die weniger erfahrenen Piloten sollten einfach mal probieren raus zu fliegen und solange zu kreisen, bis sie zu tief kamen um danach zum Landeplatz in Grindelwald zu flüchten. Die anderen durften quasi machen was sie wollten: Hier bleiben oder über die First auf die andere Seite über den Brienzersee nach Interlaken fliegen. Soweit die Theorie.

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Gespannt machten wir uns etwas später bereit und starteten einer nach dem anderen von hier aus Richtung Faulhorn (Nicht auf dem Bild ersichtlich, wäre etwas weiter rechts.) um dort nach Aufwindschläuchen zu suchen.

Suchen war nicht wirklich notwendig.

Überall ging’s nur rauf. Schon wenige Minuten nach dem Start hatte ich im Vergleich zum Startplatz 100 Meter an Höhe gewonnen und ich hatte noch nicht mal begonnen zu kreisen. Was für eine Freude: Über ein Dutzend Gleitschirme zogen weiter und weiter hinauf, immer höher. Ich schaffte es auf knapp 3000 Meter über Meer zu kommen, gut 700 Meter höher als der Startplatz und… Wow, hinter dem Faulhorn sah ich plötzlich das ganze Berner Oberland vor mir ausgebreitet. Das war eine Sicht die… naja, man muss das mit eigenen Augen gesehen haben. Grenzenlos.

(Das nächste Mal versenke ich mein Natel nicht wieder so tief in meinen Hosentaschen und mache eine Aufnahme davon.)

Dieser Flug war das erste Mal dass ich so hoch und so lange in der Luft geblieben bin. Dementsprechend erschöpft landete ich etwas ruppig nach 1 Stunde 48 Minuten wieder in Grindelwald. Die Kombination aus dünner Luft, Kälte und Sonne, plus dem ewigen Kreisen und des Kraftaufwandes für die Steuerung liessen es nicht nur mir schlecht werden. Zum Glück konnte ich mich auf der Fahrt nach oben wieder erholen.

Beim zweiten Flug schlug Fluglehrer Markus vor auf 3200 Meter aufzudrehen und danach auch den Flug nach Interlaken zu versuchen. Das wäre der Hammer gewesen, leider hatte mittlerweile die Thermik nachgelassen und die Schläuche versteckten sich etwas. Zu Beginn dachte ich noch dass ich gar nicht soaren könnte, ich kam so tief nach dem Starten über den Hang rein dass mir die Bäume schon unangenehm nahe kamen. Dann fand ich doch noch etwas Aufwind, dieser brachte mich aber nur auf ca. 2700 Meter hoch, viel zu wenig um eine Überflug überhaupt zu ermöglichen. Im Nachhinein meinte Markus dass ich vor dem Faulhorn genau auf der falschen Seite der Krete mich befand, auf der anderen Seite hätte es geklappt. Immo hatte mehr Glück, er flog hinüber und wir lasen ihn später am Tag beim Flughafen Wilderswil (Nahe dem Greenfield-Gelände) auf. Ich brach meine Versuche nach ca. 50 Minuten Flugzeit ab und flog wieder nach Grindelwald hinab.

Dort passierte es: Nachdem ich gelandet war und friedlich meinen Schirm am einpackte, kam ein andere Pilot unserer Gruppe viel zu kurz rein, d.h. er erreichte den angepeilten Landeplatz nicht und knallte gegen die Leitplanke der Strasse vor dem Landeplatz. Beim Sturz das Bord hinunter zog er sich eine Thoraxkompression und evt. sogar einen Rippenbruch hinzu. Direkt gesehen hatte den Unfall niemand und wir können es uns auch jetzt noch nicht ganz erklären wie der erfahrene Pilot einen solchen Fehler begehen konnte. Auf jeden Fall alarmierten wir die REGA die ihn wenig später ins Spital nach Interlaken flog. Nachdem die Polizei noch das Unfallprotokoll aufgenommen hatte, fuhr der Rest der Gruppe mit dem Bus aus dem Tal hinaus. Trotz des Dämpfers wollten wir noch einen weiteren Flug machen.

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Leider verpassten wir den letzten Zug hinauf auf die Schynige Platte und wir fuhren darum für einen letzten, entspannte Flug einmal mehr in Interlaken aufs Luegibrüggli um von dort ins Lehn zu fliegen. Und nervte mich dass ich meine Kreistreffer vom letzten Donnerstag nicht wiederholen konnte.

Am Abend spät kam ich total erschöpft wieder zu Hause an und konnte dennoch nicht aufhören zu grinsen. Solche Flüge hatte ich bisher noch nie erlebt, ich habe extrem viel gelernt & gesehen und kenne jetzt noch ein spektakuläres Fluggebiet mehr.

Kreislandungen à discretion (3 Höhenflüge)

Es gibt Tage da geht einfach alles unerwartet perfekt auf.

Schon früh zeichnete sich am Donnerstag morgen bei der Arbeit ab dass wenig laufen würde. Ich kompensierte etwas von meinen Überstunden und beschloss schon um 10:00 wieder Feierabend zu machen, mit der Absicht zu Hause etwas private Pendenzen zu erledigen. Oder einfach an die Sonne zu liegen. Einen mehr zufälligen Blick auf das Programm der Flugschule zeigte unverhofft ein Alternativprogram auf: In einer halben Stunde würden der Flugbus nach Interlaken aufbrechen. Ein kurzes Telefonat zeigte aber auf dass sie schon unterwegs waren, also packte ich mein Material und nichts wie hinterher. Mit dem Zug war ich schon wenig später in Interlaken und lief dort zum Landeplatz Lehn, gerade rechtzeitig zum zweiten Flug. Nach diesem gehetzten Start ging’s nur noch aufwärts:

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In der Sorge über einen potentiellen Wetterumschwung und Niederschlag eilten wir hinauf zum Startplatz Lueggibrüggli. Die Thermik war nur schwach, mein brandneues Vario zeigte einfach ein geringeres Sinken als normal an. Zum soaren reichte das definitv nicht, aber die Flüge waren dementsprechend auch ruhig und ich genoss die Aussicht übers Tal und den Thunersee.

Und dann: Einen wunderbaren Anflug mitten in den 30m-Kreis, nur gerade einen Meter oder zwei vom Punkt entfernt! Das ist mir seit Monaten nicht mehr gelungen! Yay me!

Rauf und wieder runter und auch beim zweiten Mal wieder im Kreis gelandet.

Das Wetter hielt unerwarterterweise noch immer und so fuhren wir nochmals rauf und flogen runter. Wieder landete ich im Kreis, souverän und ohne gross murksen zu müssen.

Wow, endlich das Erfolgserlebnis das ich brauchte. Damit kann ich nun definitv eine Anmeldung an die praktische Prüfung ins Auge fassen.

Das Wetterglück an diesem Tag hielt übrigens noch länger an. Bei der Rückfahrt im heissen Bus beschloss ich danach noch kurz in die Aare zu gehen. Nach einigem hin & her mit Einkaufen und Velo am Bahnhof holen gehen, schaffte ich doch noch einen kurzen Schwumm neben dem Lorrainebad kurz bevor dann die Regenzeit gestern Abend wieder begann.

Über Stock und Stein (3 Höhenflüge in Schwarzsee)

Nach zwei Monaten Abstinenz und ein bisschen Terminschiebereien hat es vergangenen Samstag unerwarterterweise geklappt: Ich konnte wieder in die Luft gehen.

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Um den Nachmittagsgewittern möglichst aus dem Weg zu gehen fuhren wir schon am Morgen früh an den Schwarzsee und flogen dort von der Riggisalp hinunter ins Tal. Das sind etwas über 400 Meter Höhendistanz die man in 5 bis 6 Minuten zurücklegt. Nichts spektakuläres, aber ideal um wieder in Übung zu kommen. Jürg schickt uns sonst ab drei Monaten Abwesenheit wieder zurück an den Übungshang.

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Über die Flüge selber gibt es nicht viel zu berichten: Ausser für die halbwegs gelungenen Doppelkreise blieben bei diesen Höhen keine Reserven um weitere Manöver zu fliegen. Die Landungen waren allesamt daneben, da darf ich definitiv noch etwas länger herumüben. Thermik war eher schwach, wer zu lange vergebens versuchte an Höhe zu gewinnen landete danach fast im See.

Die Wolken und die aufkommenden Winde haben nach den drei Flügen leider weitere Starts verhindert. Noch als wir auf dem Sessellift waren rief uns der Starthelfer hinauf dass für heute Schluss ist. Etwas enttäuscht wollten wir schon wieder herunterfahren als Päscu, ein weiterer Flugschüler, spontan die Abfahrt mit den Monster-Trottinetten vorschlug. Interessante Teile: Extrem belastend für die Hände & Arme da man nicht absitzen kann, dafür kann dank der grossen Pneus praktisch jedes Gelände bezwungen werden. Über Wiesen und Schotterstrassen gings staubend hinunter zur Talstation, wo unsere Schirme schon wieder auf uns warteten. Und mit denen wir uns danach ins Restaurant verzogen um dort noch die Sonne zu geniessen. Fast so schön wie fliegen.

Im Gespräch im Restaurant bemerkte ich aber anschliessend doch noch wie praktisch in solchen Situationen mit unklarer und schwacher Thermik ein Vario ist. Da ich mein ausgeliehenes Flytec 5020 wieder zurückgab und es trotz der coolen GPS-Funktionen für zu teures Spielzeug halte, kaufte ich mir diese Woche ein günstigeres, kleineres und einfacheres Flytec 6005. Typisches Schweizer Elektronikprodukt: Solide und hochpräzis, aber immer diese fürchterliche Benutzerführung. Ich hoffe es bis nächste Woche beim Trekkingkurs der Flugschule Jura im Griff zu haben. Die Sommerferien stehen an und das Wetter spielt hoffentlich für möglichst viele Flugtage mit.