Theoretische Gleitschirmbrevetprüfung bestanden

Nach ein, zwei Wochen fleissigem Durchklicken des SHVTest-Programms (einer alten, biederen Windows-only-Applikation, erstaunlich effektiv) hatte ich mich gestern Abend zusammen mit rund 25 Personen weiteren Personen im Uni Bern-Sportzentrum eingefunden um die Theorieprüfung für das Gleitschirmbrevet abzulegen.

Der Test umfasst je 20 Fragen in den Gebieten Fluglehre (Yay! Physik!), Wetterkunde (Argh, Wolken…), Materialkunde, Gesetze (Das BAZL lässt grüssen) und Flugpraxis. In friedlicher Multiple Choice-Manier durfte ich Fragen zur Thermik in einer Region mit ausgeprägtem Talwindsystem im August um 11:00 Uhr morgens beantworten. Oder wer den nun Vortritt hat: Der Fesselballon, der Militärhelikopter oder ich. Oder wann Berggeissen ihre Kitzen werfen. Alles mehr oder weniger lebenswichtige Informationen.

Ah, die Euphorie des Adrenalins einer Prüfung!* Schon zu lange durfte ich das nicht mehr erleben. Mit einer Mischung von Nervösität und Überdrehtheit setzte ich mich ans kreuzeln. Leider war es viel zu schnell vorbei und mit 94 richtigen und 6 falschen Antworten hatte ich die Prüfung souverän bestanden und kann jetzt… Naja, eigentlich kann ich nichts mehr ausser dass ich mich ab jetzt an die praktische Prüfung anmelden darf; flugtechnisch macht die Theorieprüfung auf jeden Fall keinen Unterschied.

Wenn ich doch mal wieder zum fliegen käme, jeder Tag am Boden wird langsam zur Qual.

* = Notiz an mich selber: Erzähl nie wieder wie sehr ich das Prüfungshigh an der Uni vermisse, besonders nicht wenn ein Dutzend Studenten mitten in den Semesterabschlüssen anwesend sind.

Déjà Vu: Zwei Höhenflüge in Plaffeien und im Fieschertal

Die anstehenden Chorkonzerte, schlechtes Wetter in der Vergangenheit und ein entspanntes Pfingstweekend im Engadin verhindern leider im Moment das Abheben vom Boden.

Und so bleibt mir und meinen 113 Lesern nichts anderes übrig als sich in der Erinnerungen an längst vergangene Flüge zu wonnen. Also Google Earth installieren und los gehts:

Fiesch, 18. April 2007 (Blogbeitrag)
Plaffeien, 15. April 2007 (Blogbeitrag)

Evt. muss man auf die Links rechtsklicken und Speichern unter… wählen.

Die Flugdaten stammen aus dem ausgeliehenen Flytec 5020, im 1-Sekunden-Interval aufgezeichnet und mit einem Haufen grauenhafter Software ausgelesen & konvertiert.

Und jetzt wieder zurück zum Theorie büfflen, nächste Woche habe ich Prüfung und muss jetzt alle meine verdrängten Geographieunterrichtstunden zum Thema Klimatologie wieder hervorkramen.

1:30:16 (Mein erster Grand Prix Bern…)

Angekommen nach 1:30:16. Dass ich mein persönliches Ziel um 16 Sekunden verfehlt habe ist mir ziemlich egal, dabei zu sein war alles. Und da mein Bruder krankheitshalber nicht teilnehmen konnte ersparte mir eine moralische Niederlage was fast so gut wie ein moralischer Sieg ist.

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Vor zwei Monaten begann ich für den GP zu trainieren und bin jetzt müde aber glücklich über meine Leistung. Noch in der Nacht auf Samstag war ich so nervös dass ich kaum schlafen konnte. Aufgedreht nahm ich an dem ganzen Rummel teil: Einlaufen mit tausenden anderen Läufern, ein Stretching mit hunderten von Teilnehmern und ganz einfach der Umstand dass sich dort über 20’000 Leute zum gemeinsamen Sport versammelten.

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Da war ich direkt froh dass mein Arbeitsgeber für die Firmentrophy sich die Champions Lounge im Stade De Suisse reserviert und ich dort kurz vor dem Rennen noch ein paar ruhige Minuten verbringen konnte.

Und dann ging’s los: Im 16:24 im Startblock 16, gemütlich in der Masse mitjoggen, plaudern mit Sarah, den Aargauerstalden hinab und vor dort aus durch die Altstadt, ins Marzili, die erste Steigung vom Dälholzli hinauf in den Wald hinein, im Kirchenfeldquartier rumkurven, dort die Aussicht geniessen (Spektakulär: Man sieht hinunter auf die Monbijoubrücke, ca. 2000 Läuferinnen und Läufer darauf am joggen…) und dann den langen Weg zurück über den Bundesplatzteppich, die Altstadt wieder hinab und den Aargauerstalden wieder hinauf. Ich schaffte es durchzujoggen und musste nicht laufen und hielt auch den langen Schlusslauf zurück zu den Bea-Hallen durch. Und dann das Hochgefühl nach der letzten Kurve auf das Ziel einzuschwenken und die Endlinie kurz vor mir zu sehen. Und die letzten Meter flog ich nur noch so dahin, ich freue mich schon auf das Video vom Zieleinlauf das ich hier in einigen Tagen publizieren werde.

In der Zwischenzeit hier mal die Auswertung meines Nike+-Sportkits:

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In der vergrösserten Ansicht sieht man die Geschwindigkeit in Funktion der Zeit, die Höhe der Kurve hat nichts mit der Höhe der Strecke zu tun sondern zeigt nur wie schnell ich zu diesem Zeitpunkt gerannt bin. Ideal wäre eine einigermassen gerade Linie. Die Unterschiede in Zeit & Strecke kommen von der Messungenauigkeit her: Ich hatte vergessen das Ding abzustellen als ich bereits im Zielraum war und der Sensor ist nicht 100% exakt.

Alles in allem ein gelungener Anlass und auch ein persönlicher Erfolg für mich. Egal wenn Ale, Jean, Natalie und Habi alle schneller waren (Sarah habe ich ein paar Minuten hinter mir gelassen), nächstes Jahr ist wieder ein neuer GP und eine neue Herausforderung. (Merkt euch das, Roland, Matthias, Isa…)

Und an dieser Stelle möchte ich noch schnell auf die Fotos von Lord Lance verweisen. Wow.

Auf dem Boden der Realität (Keine Höhenflüge)

Das muss es auch mal geben: Am vergangenen Sonntag begrüsste uns Fluglehrer Jürg mit schlechter Laune. „Letztes Wochenende war schönes Wetter und kein Mensch kommt fliegen, aber heute ziehen Wolken auf und alle wollen mit.“ Er kündigte uns schon bei der Abfahrt in Bern an dass es durchaus möglich ist dass wir heute auf dem Boden bleiben.

Eine Stunde später waren wir im Jura in Corgemont und mussten der bitteren Realität ins Auge sehen: Böenhafte Winde von bis zu 20 km/h schon auf dem Landeplatz würden die Landung massiv erschweren, von den Windverhältnissen am Startplatz wagten wir schon gar nicht zu sprechen.

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Verhalten optimistisch vertröstete uns Jürg auf später und wir übten für die nächsten zwei, drei Stunden uns am Boden im Groundhandling, d.h. zum Beispiel mit rückwärts aufziehen. Diese Technik erlaubt es gerade bei derartigen Winden etwas sicherer zu starten. Etwas knifflig da man übers Kreuz steuern muss, anders als gewohnt. Und zusätzlich ist es ziemlich anstrengend den Schirm dauernd auszulegen, aufzuziehen, zu knorzen und wenn’s hoch kommt ein paar Meter hinterherzurennen, nur um ihn danach wieder auseinanderfalten zu müssen. Wenigstens bekam ich so einen Haufen Übung im Leinen sortieren.

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Gegen 1600 Nachmittags beruhigte sich die Luft etwas und wir packten unsere Aufrüstung und fuhren zum Startplatz hinauf, in der Hoffnung dennoch einen kleinen Flug machen zu können. Allerdings hatten wir nicht mit derartigem Aufwind gerechnet, oben blies der Wind mit 20 bis 25 km/h den Hang hinauf. Das war an der oberen Grenze und schrie nach einem sauberen Rückwärtsstart, welcher zu diesem Zeitpunkt kaum jemand von uns beherschte. Ausser dem brevetierten Res wagte sich niemand dort einen Startversuch zu wagen.

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Zu fünft mussten wir seinen Schirm festhalten damit es ihn noch vom Feld blies. Nach kurzer Bedenkfrist machte Res dann den Schritt nach vorne und stieg praktisch senkrecht in den Himmel. Vorwärts kam er nur mit Hilfe des Beschleunigers, aber steigen war definitv kein Problem.

Wir verharrten noch etwas am Startplatz bevor wir endgültig den Tag als hoffnungslos aufgaben und wieder hinunter fuhren. Res wartete unten bereits und berichtete dass es tatsächlich sehr ruppig in der Luft zu und her ging. Da dabei die Gefahr von Seitenklappern sich massiv erhöht, war die Entscheidung für uns eher unerfahrenen Piloten am Boden zu bleiben wohl die richtige.

Schade, ich hatte mich gefreut nach drei Wochen mal wieder in die Luft gehen zu können, besonders weil die kommenden Wochenenden von anderen Sports & Konzerten bereits ausgefüllt sein werden. Mal sehen wann ich das nächste Mal mein Material auspacken kann.

Sie hei d’Sunnä im Gsicht u Wind i de Haar…

Gleitschirmflieger sind professionelle Smalltalker: Es gibt schlichtwegs kein anderes Thema als Wetter, Wetter, Wetter… Und dieses war letztes Wochenende einhellig super: Sonne und Wind zum träumen.

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Am vergangenen Wochenende fuhren wir an den Neuenburgersee um dort in Mauborget zu fliegen. Traumhaftes Panorama (Welches leider auf dem Bild nicht so zur Geltung kommt.) Zum Glück tauchten wir schon früh am Samstag Morgen auf, der Startplatz ist offenbar extrem beliebt. Tatsächlich sah es am Mittag folgendermassen aus:

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Über 30 Gleitschirme und ein knappes Dutzend Deltaflieger tummelten sich auf der Wiese und hoben einer nach dem anderen ab. Etwas rechts vom Startplatz gab es angenehme Aufwinde und dorthin verzogen sich die Profis währenddem wir Schüler uns Richtung Landeplatz verzogen.

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Die 3 heutigen Flüge waren technisch wenig spektakulär, aber das warme Wetter machte alles irgendwie… leichter. Schöne Aussicht, man fliegt nicht komplett vermummt und eingepackt rum und fühlt sich noch einen Deut freier als zuvor.

(Ich habe mich prompt erkältet.)

Den dramatischsten Zwischenfall habe ich verpasst: Einer der Mitschüler hat es nicht geschafft in der Thermik zu drehen und fand sich plötzlich in Baumwipfelhöhe über dem Wald. Zum Landeplatz reichte es ihm nicht mehr, aber er befand sich zufälligerweise über einer Strasse und konnte so mitten im Berg landen. Unglaubliches Glück.

Am Sonntag fuhren wir ins Freiburgerland nach Plaffeien. Trotz des wunderschönen Tages gestern im Jura waren die Bisen-Prognosen etwas schlecht und wir entschieden uns aufs Gurli zu kraxeln.

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Und wurden dafür oben mit dieser Aussicht belohnt:

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Wow. Der Startplatz war ein bisschen steiler, holpriger und kürzer als die bisherigen, nicht ganz ungefährlich. Glücklicherweise lief alles gut, ein, zwei knifflige Startabbrüche inbegriffen, aber ich kam ohne Probleme weg.

Auch dieses Mal waren meine 3 Flüge wenig spektakulär, trotz der einmal mehr tollen Aussicht. Ich versuchte mich am Prüfungsprogramm und probierte das erste Mal meinen Beschleuniger aus (Eine Art Gaspedal welches ca. 10 km/h mehr an Geschwindigkeit herausholt auf Kosten erhöhtem Sinkens).

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Deshalb sass ich schon bald wieder am Boden und durfte warten: Zwar herschte viel Aufwind über dem Wald unter dem Startplatz, aber irgendwie traff ich die richtigen Zonen nicht bzw. war noch etwas zu früh dran. Alle die nach mir starteten kamen praktisch nicht mehr runter und brauchten sich gar nicht erst um die Thermikschläuche zu kümmern: Es ging einfach überall rauf. Ausser bei mir…

Fazit: Zwei Supertage und eine Erkältung, freue mich schon wieder auf die nächsten Flüge, ärgere mich dass ich jetzt gleich zwei Wochenenden ausgebucht bin und hoffe darum auf schlechtes Wetter.

Ostergästeflüge im Wallis

Meine eigene Flugschule führte über Ostern einen Grundkurs durch und begleitete keine Höhenflüge, deshalb sah ich mich nach Alternativen um. Und lud mich spontan bei meinem Arbeitskollegen Andreas ein um in seinem Heimatfluggebiet zu fliegen: Vom Kühboden unterhalb vom Eggishorn hinunter nach Fieschertal.

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Ich fuhr am Ostersonntag morgen mit dem Zug so früh wie möglich rauf und wurde gleich darauf dem Klischee eines Berners gerecht: Zu spät am Briefing, zu langsam beim einpacken, als letzter oben und als letzter gestartet.

Über den ersten Flug möchte ich nicht reden: Holpriger Start, Flugmanöver mehr schlecht als recht (Doppelkreis war so schnell dass ich überschoss und zu pendeln begann, meine Acht danach glich mehr einer 11) und die Landung nicht eindeutig und daneben. Ich hinterliess schon mal einen schlechten ersten Eindruck beim Hansi, dem Fluglehrer vom Flyingcenter Oberwallis.

Ich war ziemlich erleichtert als der zweite Flug dafür extrem gut ging: Die Manöver waren noch etwas zu langsam, aber wenigstens in der richtigen Richtung. Und gelandet bin ich gerade mal drei Meter vom Zielpunkt. Entsprechend konnte ich den Flug auch besser geniessen, die über 1000m Höhendifferenz erlauben einen spektakulären Ausblick über die Gletscher, Berge und Täler vom Goms. Das tolle Osterwetter tat sein übriges. Ich wurde ziemlich neidisch auf meinen Kollegen der ein solches Fluggebiet genau vor der Haustüre hat. (In Bern können wir nicht mal vom Gurten fliegen ohne zuerst beim Flughafen Belp betteln zu gehen.)

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Leider kamen am Mittag dann schon Wolken auf die gefährlich rauf zogen und so blieben die Flugschüler nach zwei Flügen am Boden und guckten schadenfreudig zu wie andere Piloten mit der heftigen Thermik zu kämpfen hatten. Wie schon einmal gesagt: Runter kommen sie nicht immer.

Nach einem kurzen Abstecher zur Osterparty nach Visperterminen (Dem geheimen Oberwalliser Partymekka) und einer kurzen Nacht gings am Ostermontag wieder rauf. Die Wettervorhersagen waren ausgezeichnet und so freuten wir uns auf einen weiteren wunderschönen Flugtag.

Der Wind auf dem Startplatz war etwas schwieriger als am Tag zuvor und so hatte ich mit zwei Startabbrüchen zu kämpfen. Eigentlich nicht weiter tragisch, aber das wieder-rauf-laufen im Schnee war wesentlich anstrengender als erwartet. Zum Glück schaffte ich es beim dritten Mal ziemlich souverän. Der Flug war ok, die Landung knapp an einem Baum vorbei ca. 20 Meter zu kurz. Schade, aber mit jedem Anflug gewinne ich an Erfahrung und kann die Höhe für das Landemanöver besser einschätzen. Und damit auch weniger oft im Schlamm lande als bei diesem Versuch.

Beim zweiten Flug startete ich auf Anhieb, legte wieder einen guten Flug und landete zu weit: Unerwartete Steigung im Anflug und etwas zu zögerliches Bremsen und ich landete schon wieder fast im Schlamm.

Das Wetter entwickelte sich schlechter als vorhergesagt und aufgrund der stärker werdenden Turbulenzen brach der Fluglehrer auch an diesem Tag die Schulung nach zwei Flügen ab. Noch den ganzen Tag konnten wir danach Schirme und Deltas am Himmel sehen die sich mühsam runter kämpfen mussten. Definitv keine Verhältnisse die man unerfahren erleben möchte.

Fazit nach zwei Tagen: 4 Flüge, exzellentes Essen (Eine 15-Gault-Millau-Punkte-Käseschnitte), Gastfreundlichkeit, haufenweise Sonne getankt und wieder mal echtes Walliserdeutsch gehört…

A propos Fazit: Ich habe am 9. März begonnen zu fliegen, jetzt am 9. April habe ich bereits 26 Höhenflüge hinter mir. Damit rückt das Ziel mein Brevet noch in diesem Jahr zu machen in realistische Nähe. Ich habe mich zumindest schon fast für die Theorieprüfung angemeldet…

Meta-Aprilscherz in der Flugschule: Chrigel Maurer und Joya Rennt

Die besten Aprilscherze sind diejenigen, die realistisch wirken und deren Scherzhaftigkeit bis am Schluss nie bestätigt ist.

Gestern Sonntag erlebte ich einen solchen, als am Tag zuvor auf unserem Flugprogram für den 1. April folgende Ankündigung stand:

Für die Sat 1 Sendung Joya Rennt führen wir morgen Tandemflüge für die Kandidaten durch. Dabei werden wir von Chrigel Maurer (PWC Sieger 2006, Weltrekordhalter, Europameister 2004, Acrocrack) unterstützt. Er wird die Kandidaten um 13.00 mit ein paar tollen Acromanövern begrüssen.

Das war zwar halbwegs realistisch, aber irgendwie… Da das ganze in Schwarzsee mit seinen 400 Meter-Flügchen stattfand, fand ich das ganze etwas suspekt. Jürg, der Fluglehrer und seine Freundin amüsierten sich köstlich als sie uns bei der Hinfahrt mit wiedersprüchlichen Informationen zu der Ernsthaftigkeit der Ankündigung versorgten.

Und so ging das den ganzen Tag weiter. Ich war mittlerweile ebenfalls verwirrt und harrte der Dinge die da kamen, bzw. konzentrierte mich mal auf meine eigenen Flüge von der Riggisalp herab in den blauen Himmel.

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Als ich unten war hiess es tatsächlich das Chrigel Maurer oben auf dem Startplatz sich bereitmacht. Das Joya Rennt-Auto tauchte ebenfalls auf und zerstreute damit alle Zweifel am Aprilscherz: Es handelte sich um einen Meta-Aprilscherz, die Verpackung als Scherz war der Witz an sich.

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Auf diesem Foto nicht ersichtlich sind die spektakulären Manöver mit denen Chrigel Maurer den Joya-Kandidaten Angst einjagte, bevor sie selber hinauf mussten und zwei Tandemflüge tätigten.

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Die Entschlusslosigkeit der Kanditaten liess einen Teil des Tages leider zu einer Geduldspartie werden, aber schlussendlich schafften sie es doch noch sich zu überwinden und abzuheben. Zusammen mit dem Kamerateam flogen sie zusammen den Berg hinunter.

Trotz intensiven Versuchen meinerseits (Nein, nicht wirklich) werde ich in der Anfangs Mai ausgestrahlten Sendung nicht zu sehen sein.

Als der ganze Rummel dann endlich zu Ende war, konnten wir noch in Frieden weiter unsere Runden drehen. Heute kam ich auf 4 Höhenflüge und 0 Bruchlandungen, dafür ist der Schirm jetzt wieder feucht und dreckig. Der Schnee von letzer Woche war mittlerweile geschmolzen und hatte den Landeplatz in eine Schlammpfütze verwandelt. Zum Glück hatten wir wenigstens tolles Wetter…

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Wunderbares Wetter zum Skifahren (5 Höhenflüge)

Im Unterland mag es ja nicht so schön gewesen sein, aber im Freiburger Oberland dafür umso mehr: Beim Schwarzsee scheinte am vergangenen Sonntag praktisch den ganzen Tag die Sonne am blauen Himmel. Frisch gefallener Schnee hätten das zu einem wunderbaren Skitag gemacht.

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Aber wir waren nicht zum Skifahren da, nein, Fliegen war wieder angesagt: Früh am Morgen fuhren wir zusammen mit den Wintersportlern hinauf auf die Riggisalp, gleich neben der Sesselbahn machten wir uns dort auf der Skipiste breit. Normalerweise ist das untersagt und tendenziell auch eher dumm (Skis und ausgelegte Gleitschirme mögen sich nicht), aber da es sich beim Schwarzsee um das Stammfluggebiet unseres Fluglehrers Jürg handelt, hat er eine stehende Abmachung dort im Gebiet.

Die Flüge waren eher kurz und nicht besonders hoch, gerade mal 420 Höhenmeter ging es vom Startplatz runter. Es blieb kaum Zeit um in der Luft Manöver zu machen, gerade einmal in meinen 5 Flügen konnte ich einen Doppelkreis probieren. Und musste darauf auch gleich wieder landen. So haben wir an diesem Tag vorallem das geübt: Starten und Landen.

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Lustigerweise lag auf dem Landeplatz ca. 40cm Neuschnee. Das gab ein paar lustige Szenen dank den versteckten ‚Glunggen‘ und Bächlein quer durchs Feld. Auch ich hatte bei meiner ersten Landung eher Pech: Ich wurde zwar nicht nass, war aber so überrascht im Schnee festzustecken, dass ich keinen Schritt mehr tat und sich mein Schirm vorne in den Schnee grub, mit der Kalottenöffnungen voran. Ich durfte aus 38 Luftzellen Schnee rauskramen. Und bei der dritten Landung fiel der Schirm halb über mich, was mir die Leinen heftig verknüpfte. Zu zweit haben wir darauf während 20 Minuten die Schlaufen wieder zu lösen versucht. Selber überrascht hat mich dass ich nie im See gelandet bin.

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Und da war dann noch das Anstehen: Die Skifahrer stolpern mit ihren Brettern rum und wir Gleitschirmflieger erschlagen dafür mit unseren riesigen Rucksäcken fast die kleinen Kinder.

Alles in allem war der Tag unspektakulär verlaufen. Ich habe etwas mehr Übung im Abschätzen der Höhe beim Landeanflug erhalten, aber treffe den Kreis dennoch kaum mehr. Irgendwie war das als blutiger Anfänger noch einfacher. Jetzt hocke ich zu Hause, mit Sonnenbrand, und habe meinen Schirm zum Trocknen quer durchs Zimmer aufgehängt. In freudiger Erwartung aufs nächste sonnige Wochenende.

Runter kommen sie fast immer

Das alte Fliegersprichwort ist nicht ganz korrekt wie ich heute herausgefunden habe. Es geht nicht zwangsläufig abwärts mit mir. Aber dazu später mehr.

Die etwas starken Winde bewogen unseren Fluglehrer heute dazu von Flügen über den Schwarzsee zu verzichten und wir begaben uns des morgens nach Mürren wo wir mit Seil- und Sesselbahn zum Startplatz auf dem Schiltgrat begaben. Ich breitete freudig meinen neuen alten Schirm aus und wenig später gings los. Starten war auf der leicht abschüssigen schneebedeckten Piste nicht so ein Problem, nur ich brauchte zwei Anläufe: Beim ersten Mal lief ich zuwenig schnell und der Schirm fiel hinter mir wieder zu Boden. (Grmbl, ein vollbesetztes Restaurant sah dabei zu…) Von dort flogen wir zwischen den Skifahrern hindurch einen spektakulären Flug knapp 1200m tiefer zurück zum Landeplatz bei der Talstation der Luftseilbahn.
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Das Tal besteht quasi aus zwei senkrechten Felswänden, dort ist das Fluggefühl etwas eingeschränkter als bei den letzten Flügen über dem Thunersee. Es war spannend, aber auch ziemlich ruhig da die erwarteten Aufwinde in der Thermik ausblieben. Zuerst rechneten wir noch mit einem stündigen Flug, geblieben waren davon ca. 20 Minuten.

Für den zweiten Flug entschlossen wir uns zurück nach Interlaken zu fahren und dort wieder vom Luegisbrüggli zu starten. Dort blies der Wind im Moment angenehm zügig und so war das Starten für dieses Mal kein Problem. Die Thermik war ziemlich stark und so konnte ich zum ersten Mal etwas aktiv an Höhe gewinnen indem ich mich am Berg hochhangelte. Leider war ich nicht ganz alleine am Himmel und ich entschloss mich bald einmal wieder Richtung Landeplatz zu fliegen. Die Landung war ok, der jetzt etwas stärkere Talwind machte das Einschätzen des Landeplatzes etwas komplizierter: Man bleibt streckenweise quasi in der Luft stehen und kaum dreht man sich weg vom Wind, bläst einen dieser quer übers Feld. Und das heisst hier: In Richtung Schiessstand wo zu dem Zeitpunkt scharf geschossen wurde.

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Beim zweiten Start vom Luegibrueggli war der Aufwind etwas schwächer, dafür war am Grund der Talwind in der Zwischenzeit sehr stark geworden. Jürg fand dass wir dennoch fliegen können, die Gefahr im See zu landen war in dieser Situation gering, wir mussten uns eher Sorgen machen erschossen zu werden.
Das war allerdings dann mal für 20 Minuten nicht mein Hauptproblem: Ich kam nämlich gar nicht erst runter. Die Thermik war so stark dass ich schon bald nach dem Start weiter über dem Startplatz meine Kreise drehte und dabei kaum Höhe verlor. Für gewöhnlich reicht Kurvenfliegen einfach aus um hinunter zu kommen, aber bei diesen Aufwinden blieb ich mit diesem Manöver nur mehr oder weniger auf der gleichen Höhe. Zum Glück gibt es in diesen Situationen Fluglehrer die per Funk Ratschlag geben. Und zum Glück hat meiner letzte Woche schon mit mir Ohren einklappen geübt: Indem ich künstlich die Gleitschirmfläche verkleinere, verliere ich viel schneller als normal an Höhe. Mehrere Minuten musste ich die äussersten Flügelenden mit den sogenannten A-Leinen herunterziehen um endlich in Bodennähe zu gelangen. Als ich endlich mal unten war, erschwerten turbulente Bodenwinde eine saubere Landung: Wieder hängte ich in der Luft, wenige Meter über Grund, kaum vorwärtskommend, der Schiessstand unangenehm nah.

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Die endgültige Landung erfolgte dann doch sanfter als erwartet. Aber selbst die alten Hasen vor Ort fanden dass sie noch selten derartige Windverhältnisse im Lehn gesehen hätten. Einer der Deltaflieger hatte weniger Glück als ich, kam aber mit Materialschäden davon. Zeit und Wind war in diesem Moment schon soweit fortgeschritten dass wir diskussionlos einpackten und uns auf den Rückweg machten.

Die Erfahrung war trotzdem gut, derartig an Höhe gewonnen hatte ich zuvor noch nie. Und ich kann jetzt die Angst der Piloten vor Cumulonimbus-Wolken verstehen: Aus solchen Thermikverhältnissen lebendig herauszukommen, grenzt an ein Wunder.

28 Quadratmeter Stoff aquiriert

Es ist soweit: Mein erster eigener Gleitschirm. Nach einigem hin und her habe ich mich für einen Occasion Pro Design Effect II (DHV) entschieden. Ein stabiler, einfacher Schirm der sich auch mit meinem Portemonnaie verträgt.

Leider konnte ich beim restlichen Zubehör nicht so viel sparen wie ich wollte: Die Ausrüstung eines Kollegen war nicht auf meine, ähm, breite Sitzmuskulatur ausgelegt. Dafür leiste ich mir jetzt ein edles und vorallem bequemes Gurtzeug, das Advance Progress, Grösse L.

Und jetzt hocke ich hier im Büro, das Wetter wäre grossartig und ich muss bis Samstag warten bis ich wieder raus darf.