Tausende Franken an Elektroschrott

Die Diskussionen um die Zügelpläne meines Bruders und, unabhängig davon, jene von mir, veranlassten meine Eltern zur Bitte, doch mal unsere ehemaligen Zimmer im Elternhaus endgültig leer zu räumen. Ich bin dieses Wochenende diesem Wunsch nachgekommen und präsentiere hier den Haufen an Elektroschrott, welchen wir entsorgen werden.

Nach mehreren Stunden Aufräumarbeit kamen neben vielen Erinnerungen dieses zum Vorschein:

  • Zwei 110 Liter-Abfallsäcke voller Abfall, Treiber-CDs und -Disketten, Verpackungsmaterial etc.
  • Zwei Bananenkisten voller Kabel
  • 3 Röhrenmonitore, einer davon ein ca. 20kg schweres 20″-Teil
  • 4 Paar Lautsprecher, die ältesten waren ein Hochzeitgeschenk der Eltern, ca. 35 Jahre alt
  • Spiegelreflexkameras, Videokameras, Scanner, Drucker, alles hoffnungslos veraltet
  • 2 PCs (Ein 486 DX2 100mhz osä. und ein G4) und jenste Komponenten: Soundblaster, SCSI-Adapter auf ISA-Basis, 3D-Grafikkarten, DialUp-Modems, Gamepads, Tastaturen…

Das ganze Material muss einen Neuwert von zehntausenden Franken gehabt haben. Das meiste davon ist heute wertlos, dennoch musste ich mich zusammenreissen um radikal aufzuräumen: Zu oft ertappte ich mich beim Gedanken, dass man dieses oder jenes vielleicht trotzdem noch brauchen oder verkaufen könnte. Laut meinen Informationen ist allerdings dieser Schrott nicht mal mehr bei Hilfswerken für den Export gefragt: Zu schwer, alt und stromfressend sind diese Geräte. Es bleibt nichts anderes übrig, als die Pilgerfahrt zum Entsorgungshof.

Am Schluss verweilte ich reflektierend vor dem Abfallberg: Noch nie hat sich mir die Materialschlacht in meiner Branche derart eröffnet, noch nie war mir deren Vergänglichkeit in dieser Form bewusst geworden. Und wenn ich mich in meiner aktuellen Wohnung umsehe, sehe ich dasselbe: Einen Haufen von Zeugs, welches ich kaum benutze und mir eine Last am Hals ist, besonders beim anstehenden Zügeln. Und ich verspüre den Drang, einfach alles aus dem Fenster zu werfen.

Ganz so weit, wie die Anhänger vom Cult Of Less (Digitaler Nihilismus: Alles weggeben, ausser ein paar Kleider und einen portablen Computer mit grosser Festplatte) werde ich nicht gehen können. Aber ich werde den Versuch in den kommenden Wochen wagen. Früher oder später wirst du eine Mail in deinem Posteingang finden, mit welcher ich meine Last auf dich abwälzen werde.

Bern ist klein & gross

20080709_aare_braeteln

Bern ist klein. Man kennt sich. Man trifft sich auf der Strasse. Man lästert über den bösen Nachbarn der den Abfall zu früh raustellt. Man lacht über den andern Nachbarn der sich über ‚das Abfallproblem‘ aufregt. Man weiss genau wer mit ‚man‘ gemeint ist.

Bern ist gross. Kaum eine Woche vergeht im Moment in der ich nicht einen neuen Ecken entdecke: Lochergut, Frauenkappellen, gestern die Aareschlaufe Bremgarten.

20080709_aare_bremgarten

Probleme von Grosskonzernen (Teil 2)

Und noch ein Auszug aus einem abteilungsweiten Mail:

Abfallthematik: Gemäss Raumkonzept von Name-Der-Immobilienabteilung produziert der moderne Büromensch so gut wie keinen Abfall. Als Standard ist 1 Abfalleimer pro 20 MA vorgesehen. Ausserdem braucht dieser Büromensch ein Minimum an Bewegung. Um unseren sehr speziellen Bedürfnissen besser gerecht zu werden, ist man von Anbeginn mit 1 Eimer pro 10 MA gestartet. Wir verfügen also jetzt schon über eine sogenannte doppelte Kübeldichte. Als weitere Optimierung der Situation wurden vor kurzem nochmals 10 zusätzliche Eimer (für das gesamte Stockwerk) bestellt, und diese sollten in den nächsten (Tagen oder) Wochen eintreffen. Wenn diese 10 zusätzlichen hier sein werden, werden wir auch überprüfen, ob es mit der ebenfalls standardmässig vorgesehenen, bloss einmal-wöchentlichen Leerung auszuhalten sein wird.

Nachtrag zu: Schlechtes Design

Manchmal braucht es wenig um mich glücklich zu machen: Gestern fand ich noch ein weiteres Beispiel für schlechtes Design an meinem Arbeitsplatz und ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen:

20061205_schirmstaender

Dieser „Schirmständer“ steht nicht in einem Eingangsbereich und auch nicht in der Nähe einer Garderobe. Er steht mitten im Raum, neben einer Pausensitzgelegenheit. Dort wo Snacks konsumiert werden und natürlich Abfall anfällt. Und sich kein Abfalleimer befindet. Sondern nur ein „Schirmständer“.