Die parlamentarische Gruppe Digitale Nachhaltigkeit

Notizen zum Vortrag der parlamentarischen Gruppe für Digitale Nachhaltigkeit an der OpenExpo 2010, gehalten von deren Co-Präsidenten Edith Graf-Litscher (SP) und Christian Wasserfallen (FDP).

Laut einer Statistik (Deren Quelle ich mir leider nicht notiert habe Quelle), belegt die Schweiz im privaten Sektor weltweit den 9. Rang, was Open Source-Adaption angeht. Die Bundesverwaltung ihrerseits kommt aber nur auf Rang 34. Diese parlamentarische Gruppe ist von den Vorzügen von Open Source, Open Access, offene Standards etc. überzeugt und versucht das zu ändern. Bisher allerdings mit wenig Erfolg: Sämtliche ihrer Vorstösse wurden vom Bundesrat abgeschmettert und negativ beantwortet.

Ihr Ziel wäre es, bei Ausschreibungen den Punkt Open Source zu einem obligatorischen Zuschlagskriterium zu machen.

Wie schon bei den offenen Geodaten scheint sich auch hier bei den Kantonen mehr zu bewegen, als beim Bund.

Auf die Frage, wie stark die kommerziell orientiert IT-Lobby im Parlament tätig sei, antworteten sie eher verneinend: Lobbiert werde eher bei den Auftragsvergaben in der Verwaltung. Das Parlament kann diese sehr technisch geprägten Verhandlungen kaum nachvollziehen bzw. interessieren sich nicht dafür.

Oder übersetzt: Wir Informatiker sind am Fachsimpeln und langweilen damit den Rest der Welt zu Tode.

Der Schweizer Google Maps-Klon: Geo.admin.ch

Ein wenig technischer ging es beim Vortrag an der OpenExpo 2010 über das Geoportal des Bundes vor: David Oesch und Hanspeter Christ stellten die Seite map.geo.admin.ch vor. Sie soll als zentrales Portal für alle Geodaten des Bundes dienen und steht anderen Bundesämtern gratis zur Verfügung. Private Institutionen können auf Anfrage ebenfalls die Karten via API einbinden und benutzen. Der Anstoss gab das Geoinformationsgesetz von 2007.

David Oesch berichtete über die organisatorischen Probleme dieses Mammutprojektes: Wie kann er es innerhalb eines Jahres mit knappen Budget zu Stande bringen, wenn alleine der Serverbeschaffungsprozess für Bundesämter 3 Monate dauert? Wie soll mit diesen Frist eine flexible Infrastruktur entstehen, ohne dass genau absehbar ist, wieviel Nachfrage es geben wird.

Die Lösung war ein Hack: Anstelle der zeitaufwändigen Beschaffung von Servern, hat sich das Team einfach bei Amazon EC2-Server und S3-Speicherplatz gemietet.

Hanspeter Christ konnte auf dieser Infrastruktur mit konsequenter Anwendung von Open Source-Software wie OpenLayers und MapFish innerhalb von kürzester Zeit ein flexibles Kartensystem aufziehen, welches der Konkurrenz in keiner Weise nachsteht. Sein Lieblingsvorteil von Open Source: Es sind keine mühsamen Vertragsverhandlungen notwendig und es entstehen somit keine Anschaffungskosten.

Ich habe mir das Angebot des Bundes etwas angesehen: Das Kartenmaterial besteht aus den legendär guten swisstopo-Karten, gepaart mit denselben Luftaufnahmen, wie man sie bereits von Map Search.ch kennt. Die Kombination dieser zwei Ebenen ist allerdings bei der privaten Konkurrenz besser gelöst. Das Bundesangebot richtet sich demnach auch eher an Benutzer der zahlreichen öffentlichen Geodatensätze.

Trotzdem, ich war sehr positiv überrascht von der Seite. Wer hätte dem Bund schon eine derart agile Entwicklung zugetraut?