Der Schweizer Google Maps-Klon: Geo.admin.ch

Ein wenig technischer ging es beim Vortrag an der OpenExpo 2010 über das Geoportal des Bundes vor: David Oesch und Hanspeter Christ stellten die Seite map.geo.admin.ch vor. Sie soll als zentrales Portal für alle Geodaten des Bundes dienen und steht anderen Bundesämtern gratis zur Verfügung. Private Institutionen können auf Anfrage ebenfalls die Karten via API einbinden und benutzen. Der Anstoss gab das Geoinformationsgesetz von 2007.

David Oesch berichtete über die organisatorischen Probleme dieses Mammutprojektes: Wie kann er es innerhalb eines Jahres mit knappen Budget zu Stande bringen, wenn alleine der Serverbeschaffungsprozess für Bundesämter 3 Monate dauert? Wie soll mit diesen Frist eine flexible Infrastruktur entstehen, ohne dass genau absehbar ist, wieviel Nachfrage es geben wird.

Die Lösung war ein Hack: Anstelle der zeitaufwändigen Beschaffung von Servern, hat sich das Team einfach bei Amazon EC2-Server und S3-Speicherplatz gemietet.

Hanspeter Christ konnte auf dieser Infrastruktur mit konsequenter Anwendung von Open Source-Software wie OpenLayers und MapFish innerhalb von kürzester Zeit ein flexibles Kartensystem aufziehen, welches der Konkurrenz in keiner Weise nachsteht. Sein Lieblingsvorteil von Open Source: Es sind keine mühsamen Vertragsverhandlungen notwendig und es entstehen somit keine Anschaffungskosten.

Ich habe mir das Angebot des Bundes etwas angesehen: Das Kartenmaterial besteht aus den legendär guten swisstopo-Karten, gepaart mit denselben Luftaufnahmen, wie man sie bereits von Map Search.ch kennt. Die Kombination dieser zwei Ebenen ist allerdings bei der privaten Konkurrenz besser gelöst. Das Bundesangebot richtet sich demnach auch eher an Benutzer der zahlreichen öffentlichen Geodatensätze.

Trotzdem, ich war sehr positiv überrascht von der Seite. Wer hätte dem Bund schon eine derart agile Entwicklung zugetraut?

Offene Geodaten in der Schweiz

80% aller Verwaltungsentscheide des Bundes, der Kantone und Gemeinden sind in irgendeiner Form mit Geodaten verknüpft.

Diese Statistik kam in mehreren Vorträgen an der OpenExpo 2010 zum Thema Geodaten und Nachhaltigkeit vor. Hans-Jörg Stark der Fachhochschule Nordwestschweiz setzt sich für eine Demokratisierung der Daten ein: Sie seien eine wichtige ökonomische Ressource, aber noch zu sehr in der Hand von Experten. Hoffnung sieht er in Projekten wie der Open Street Map oder seinem Open Addresses. Schlagworte dafür sind die Volunteered Geographic Information und das Prinzip Citizens as Sensors.

Freie Initiativen wird stark geholfen, wenn Grundlagendaten wie Satellitenfotografien und Kartenmaterial bereits zur Verfügung stehen. Der grösste Anbieter solcher Daten in der Schweiz ist das Bundesamt für Landestopografie swisstopo. Hans Ulrich Wiedmer, seines Zeichens verantwortlich für die Webdienste bei swisstopo, berichtet dabei vom alten Dilemma: Das Bundesamt ist sich bewusst, dass diese Daten zugleich wertvoll wie auch bereits via Steuern bezahlt sind. Dennoch dürfen sie auf Geheiss des Bundesrates sie nicht gratis herausrücken. Die jährlichen Kosten würden sich auf 50 Millionen Franken belaufen.

Aktuell läuft eine Studie, welche eventuell im Jahr 2011 eine Gesetzesrevision bringen wird, welche diese Situation ändert. Inspiration dazu ist die völlige Freigabe der britischen Daten, des sogennanten Ordonance Survey, wie es im Moment in England passiert.

Ganz uneingennütz ist diese Entwicklung von Seiten swisstopo nicht: Offenbar kann sie im Moment ihre Ertragsziele nicht einhalten. Und die ökonomischen Prognosen sind schlecht.

Währenddem der Bund zaudert, machen die Kantone vorwärts, allen voran Solothurn. Horst Düster vom kantonalen Amt SO!GIS berichtet, wie das Parlament 2008 sämtliche Geodaten des Kantons unter Einhaltung des Datenschutzes veröffentlicht hat. Die Argumentation: Diese Daten sind zur Optimierung von Verwaltungsaufgaben geschaffen worden und haben sich damit bereits amortisiert. Es gibt keinen Grund, sie den eigentlichen Besitzern, also den Bürgern, vorzuenthalten. Einen Verkauf derartiger Daten bezeichnete er scherzhaft als Staatsverrat. Und verwies stolz auf 120’000 Datenbezüge in den letzten zwei Jahren. Unter anderem setzen sowohl Open Street Maps als auch Google Maps diese ein.

Der Kanton Basel-Land soll demnächst dem Beispiel von Solothurn folgen.

Fazit: Die Entwicklung verläuft positiv, aber auf Bundesebene ist noch Geduld gefordert.

Veranstaltungshinweis: OpenExpo Bern

Kommenden Mittwoch/Donnerstag (24./25. März 2010) ist es wieder soweit: Im Rahmen der Softwaremesse Topsoft (Schwerpunkt: Gähnen), findet dieses Jahr wieder die OpenExpo statt.

Besonders interessant finde ich die Vorträge zu Geodaten am Mittwoch Nachmittag. Inbesondere möchte ich hören, was die Swisstopo zu freien Geodaten zu erzählen hat.

Der Eintritt ist wie immer frei, Tickets können online generiert und ausgedruckt werden.

Zufälliger Link zu diesem Thema: Strassenkarten als Ohrringe. Wunderschön.