Obsoletes Telefonbuch

Eigentlich wollte ich vergangene Woche intensiv über K1 bloggen und eigentlich er derart nett zu A. und mir, dass wir gelegentlich Pause genug für solche Kleinigkeiten hätten. Aber irgendwie kamen soziale Pflichten wie Besuche und speziell der Versand von Geburtsanzeigen dazwischen.

Dabei stiess ich auf ein interessantes Problem: Leute meiner Generation (30+) findet man nicht im Telefonbuch.

Mit vielen meiner engen Freunden nehme ich rein digital Kontakt auf. Briefpost ist hingegen derart archaisch, dass ich von den meisten nicht einmal eine aktuelle Postadresse benutze. Und die Recherche bei tel.search.ch oder in den Directories bringt auch kein Resultat. Zwar verfügen viele noch über einen Festnetzanschluss, aber einen Telefonbucheintrag sucht man vergebens.

Telefonverzeichnisse sind dem Untergang geweiht.

(Die einzige Nische, welche ich noch funktionieren sehe, sind private Verzeichnisse: Die Adressen meiner Verwandten an einem zentralen Ort, von der ganzen Familie einsehbar.)

Die ersten Wochen mit Google Wave

Vor einigen Jahren haben sich ein paar Leute bei Google derart über die Unzulänglichkeiten von Email aufgeregt, dass sie sich hinsetzten um etwas neues zu erschaffen. Entstanden ist das Wave Protokoll und die Applikation Google Wave. Dieses neue Kommunikationssystem soll die besten Eigenschaften von Email, Chat und Wikis zusammenbringen, um echtes kollaboratives Arbeiten und kommunizieren zu ermöglichen. Und dabei nebenbei das etwas 40-jährige Email-Protokoll ablösen, das den heutigen Anforderungen nicht mehr gewachsen ist.

Beliebtes Beispiel: Ich bespreche mit Person A ein Dokument, welches wir in unterschiedlichen Version hin- und hermailen. Plötzlich brauche ich noch die Zustimmung von Person B, welche ebenfalls ihre Änderungen hinzufügt. Weil aber Person B vergessen hat, die Mail auch an Person A zu schicken, kriegt diese die Änderungen nicht mit und arbeitet weiter an einem alten Dokument. Schlussendlich habe ich eta ein dutzend ähnlicher Dateien bei mir, keine vollständig, keine ungültig.

Google Wave ermöglicht es in diesem Fall, alle Änderungen an einem Ort zu machen, einfach Personen zu laufenden Diskussionen hinzuzufügen und den Verlauf der Konversation nachzuspielen.

Soweit die Theorie.

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Praktisch ist das System bereits verfügbar, wenn auch noch nicht alle Funktionen implementiert sind. Ich durfte in den letzten Wochen zuerst mit der Entwickler-Vorabversion und jetzt mit dem Betatest von Google Wave spielen. Und bin begeistert: Auch ich musste mich durch anfängliche Skepsis und den ersten negativen Eindruck hindurch kämpfen, aber nach einigen Wochen wünschte ich mir, dass wir Email endlich in den Ruhestand befördert würde.

Die gefühlte Geschwindigkeit lässt noch zu wünschen übrig: Da das System immer live überträgt, was die anderen Personen am Eingeben sind, wird die ganze Applikation etwas langsam. Speziell daran ist ja, dass Google Wave komplett im Internetbrowser läuft und keine Installation benötigt (Ausser einem modernen Browser. Was heissen will: Alles ausser Internet Explorer).

Wie gesagt: Auf den ersten Blick wirkt alles fremd, tatsächlich muss man sich aber nur leicht umgewöhnen. Insbesondere wenn man bereits einen Email-Klient benutzt, der eine Konversationsansicht bietet und Mails nicht als eigenständige Einheiten herumliegen lässt, ist der Übergang von Mails zu Waves relativ leicht zu bewerkstelligen.

Ich denke mir, dass wie zuvor bei Email sich eine neue Kommunikationsetiquette bilden wird. Persönlich finde ich das Verändern eines Textes noch während des Eingebens durch eine andere Person als unhöflich. Und man muss sich der sofortigen Übertragung der Eingaben bewusst sein: Wer danebenformuliert, beleidigt eventuell seine Diskussionspartner. (Die Option zum Abschalten der Sofort-Übertragung funktioniert noch nicht.)

Eine Durchreiche von Wave zum Email-System existiert leider noch nicht. Einige Entwickler arbeiten aber an entsprechenden Erweiterungen um dies zu realisieren. Eine einfach und funktionierende Möglichkeit um diese zwei Systeme miteinander reden zu lassen, ist meiner Meinung nach ein wichtiger Faktor zum potentiellen Erfolg von Wave.

Ich bin sehr gespannt wie sich Wave weiterentwickeln wird.

Wenn du auch damit spielen möchtest, habe ich noch einige Einladung zu vergeben. Hinterlass einfach einen Kommentar, ich schicke sie dann an deine Email-Adresse. (Hinweis: Einladungen werden von Google Wave nicht sofort verschickt, sondern tröpfchenweise. Einfach einige Tage Geduld haben bitte.)

Open Source zum Wochenende: Google Wave

Wer dieses schöne Wochenende zu Hause verbringt, kann sich wenigstens was gutes tun und die Präsentation über Google Wave ansehen.

Endlich bringt jemand das ältliche Email-System auf Vordermann und kombiniert es mit Chat, Wiki, Doodle, Blogging etc. etc.

Ich finde das Vorhaben extrem spannend und freue mich darauf diesen Service auszuprobieren. Und das Beste daran: Weil Google es so extrem wichtig findet dass das Wave Protokoll breit adaptiert wird, stellen sie alles offen zur Verfügung: Protokollspezifikationen, Server-Sourcecode, alles… Damit dürften Google-Verschwörungstheoretikern die Kritik am neuesten Projekt erschwert werden.

Ab Ende Jahr geht’s los. Zeit genug jetzt noch etwas Sonne zu tanken.