Mein Staubsauger will mich umbringen

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Gewissenhaft wie ich bin, habe ich mir die Dokumentation zu meinem neuen Staubsauger zu Gemüte geführt. Und fürchte mich nun vor dem Gerät: Das Handbuch beginnt mit dem obigen Text und fährt fort mit einer ganzen Serie von Sicherheitshinweisen. Gewisse Vorgaben werden sogar bis zu dreimal wiederholt.

Dieser Staubsauger ist entweder eine Todesfalle oder der Autor des Handbuchs ist völlig paranoid. Zum Glück bin ich zynisch genug, um diese Hinweise einfach zu ignorieren und mein Leben in Ruhe weiterleben zu können.

Fast auf der Strasse abgeknipst…

…wäre ich heute als ich aus der Mittagspause mit meinem Velo durch die Strassen von Bern radelte. Ich holte dabei fast ein Auto mit einer Kamerakonstruktion auf dem Dach ein und dachte mir noch dass das Gefährt ähnlich wie ein Google-Strassen-Fotografierer aussieht.

Kaum im Büro habe ich die Bestätigung via Bund gekriegt: Seit heute ist Google dabei Street View in die Schweiz zu bringen und macht zu diesem Zweck Aufnahmen von allen öffentlichen Strassen und Plätzen unserer grössten Städte.

Ich freue mich darauf, die Dichte der Bilder auf den amerikanischen Karten ist atemberaubend. Für chronische Verfahrer wie mich ist dieser Service ein Segen.

Nicht ganz nachvollziehen kann ich in diesem Fall die Paranoiakampagnen welche unter anderem auch der obengenannte Bund fährt. Die Nützlichkeit von Google Street View erachte ich als wesentlich signifikanter als die eher hypothetischen Gefahren für die Privatsphäre meiner Hausfront.

Britisches Misstrauen

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Egal wohin man sich in London bewegt, die beobachtend lauernden Kameras sind überall. Die Polizei ist nicht so auffällig, aber wenn sie sich zeigt, dann schwerbewaffnet und gut gepanzert. Dazu kommen dauernde Sicherheitsdurchsagen und Warnsignale.

Die Stadt versinkt in ihrer Paranoia. Die Furcht vor jedem und allem ist allgegenwärtig.

Das Poster das ich hier fotografiert habe wirkt dafür entlarvend: DVDs kopieren wird mit Terrorismus und Kinderhandel verglichen. Zynisch benutzt die Konsumindustrie die staatlich verordnete Angst für ihre eigenen Zwecke.

Ich hoffe ernsthaft dass es bei uns nie so weit kommt.

Minarette sind keine Moscheen

Ich bin etwas irritiert: Die SVP lancierte soeben eine Volksinitative mit dem einfachen Text: Der Bau von Minaretten ist verboten.

Ist unseren lieben Rechten entgangen dass Minarette keine Moscheen sind? Haben sie diese zwei Begriffe verwechselt? Ihre Politik der Ausgrenzung und Paranoia müsste doch eigentlich ein komplettes Verbot aller Nicht-Christlichen Institutionen fordern.

(Sorry, wenn diese ganze Angelegenheit nicht so peinlich und traurig wäre, würde dieser Artikel sicher wesentlich witziger sein…)

Die ZVV und das Sicherheitsgefühl

Ich lese im Moment Bruce Schneiers Buch Beyond Fear. Zentrales Thema ist das Scheitern vieler Sicherheitsmassnahmen bei ihrer eigentlichen Aufgabe: Beim Steigern der objektiven Sicherheit.

Und so kann ich nur meinen Kopf schütteln wenn ich in der NZZ den Artikel über die Videoüberwachung der ZVV Nachtbusse lese. Ich zitiere:

>> „Bis Ende des Sommers rüsten wir nun laufend noch die restlichen rund 60 Fahrzeuge aus“, sagte ZVV-Sprecherin Beatrice Henes am Montag zu einer Meldung von „Radio 24“. „Dank der Videoüberwachung konnten in der Pilotphase vereinzelt sogar Fälle von Vandalenakten gelöst werden“, so Henes.

Ausserdem sei das Sicherheitsgefühl bei den Fahrgästen wie auch bei den Chauffeuren grösser. Im Vergleich zu 2004 sind laut ZVV zudem die Vandalenakte leicht zurückgegangen. <<

Vereinzelt sogar? Sicherheitsgefühl? Leicht zurückgegangen?

Die ZVV behandelt ihre Kunden also lieber als kleine Kinder die es Tag und Nacht zu behüten gilt, nur um ein bisschen Sicherheitsgefühl zu gewinnen. Anstelle wirklich sinnvolle & wirksame Massnahmen zu ergreifen, installiert man einfach ein paar Kameras und glaubt damit alle Probleme gelöst zu haben.

Natürlich wird sich niemand gegen die komplette Überwachung wehren, es ist ja zu unserem Schutz. Uns so wird sich unser Protest nur gegen den Flughafen Zürich richten, weil dieser aus Sicherheitsgründen die Gebühren um einen Franken erhöht. Das Porte-Monnaie ist halt doch wichtiger als die eigene Privatsphäre.

Mein Mörder und meine Datenspur im Internet

Am nächsten Montag startet in der Stadt Bern eine neue Runde Killer. Infos & Anmeldung gibt’s unter Fatamorgana.ch/killer.

Als ich in der letzten Runde nach meinem Ableben mit dem Mörder ein kurzes Gespräch geführt habe, war ich doch etwas überrascht: Er hat mich ausführlich gegoogelt (Die Spieler erhalten den vollen Namen & Adresse ihres Opfers) und wusste einiges über mich: Wohnsituation, Hobbies, alles bis auf meinen Arbeitsplatz.

Woher? Er hat es sich aus dem Blog zusammengereimt, aus alten Forums- und Useneteinträgen, von verschiedenen Webseiten die ich über die Jahre hinweg erstellt habe. Natürlich waren nicht mehr alle Informationen aktuell und weil mein Name leider kein Unikat ist bezogen sich auch nicht alles auf mich. Aber dennoch: Mein Mörder wusste viel.

Dabei achtete ich doch bewusst darauf was ich hier veröffentliche. Nur scheinen sich die Informationshäppchen die in den einzelnen Beiträgen zu finden sind, sich langsam zu einem wahrhaften Informationsschinken zusammen zu häufen.

Beruhigend zu wissen dass diese Informationen nichts mit meinem Ableben zu tun hatte. Mein Mörder erhielt die physikalische Adresse meines Domizils von der Spielleitung und passte mich einfach ab.