Dünne Luft und ein Rega-Einsatz (3 Höhenflüge)

Gleich vorweg: Ich war’s nicht der den REGA-Heli brauchte, mir geht’s gut.

Vor einigen Wochen hatte Immo (Aka. Der Fliegende Holländer) erwähnt dass er sich bei der Flugschule Jura für die Trekking-Tour Juni angemeldet hat. Das Trekking im Titel ist vielleicht etwas übertrieben, es handelt sich um einen zwei-tägigen Ausflug in ein beliebiges Fluggebiet um dort etwas längere Flüge zu machen. Da es zufälligerweise mit meinen Sommerferien aufging, meldete ich mich kurzum auch an.

Der Montag fiel leider aufgrund des wechselhaften Wetters aus.

Der Dienstag war dafür der heisseste Tag des Jahres. Und das hiess: Thermik bis zum abwinken.

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Wir entschieden uns gegen den Niesen und fuhren nach Grindelwald und von dort mit der Bahn auf die First.

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Weil die Thermik früh am Morgen noch nicht ganz da war, verbrachten wir noch etwas Zeit mit dem Panorama (Ausblick auf die Eiger Nordwand, den Mönch und die Jungrau plus ein halbes Dutzend anderer Gipfel…) und mit der Taktikbesprechung: Die weniger erfahrenen Piloten sollten einfach mal probieren raus zu fliegen und solange zu kreisen, bis sie zu tief kamen um danach zum Landeplatz in Grindelwald zu flüchten. Die anderen durften quasi machen was sie wollten: Hier bleiben oder über die First auf die andere Seite über den Brienzersee nach Interlaken fliegen. Soweit die Theorie.

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Gespannt machten wir uns etwas später bereit und starteten einer nach dem anderen von hier aus Richtung Faulhorn (Nicht auf dem Bild ersichtlich, wäre etwas weiter rechts.) um dort nach Aufwindschläuchen zu suchen.

Suchen war nicht wirklich notwendig.

Überall ging’s nur rauf. Schon wenige Minuten nach dem Start hatte ich im Vergleich zum Startplatz 100 Meter an Höhe gewonnen und ich hatte noch nicht mal begonnen zu kreisen. Was für eine Freude: Über ein Dutzend Gleitschirme zogen weiter und weiter hinauf, immer höher. Ich schaffte es auf knapp 3000 Meter über Meer zu kommen, gut 700 Meter höher als der Startplatz und… Wow, hinter dem Faulhorn sah ich plötzlich das ganze Berner Oberland vor mir ausgebreitet. Das war eine Sicht die… naja, man muss das mit eigenen Augen gesehen haben. Grenzenlos.

(Das nächste Mal versenke ich mein Natel nicht wieder so tief in meinen Hosentaschen und mache eine Aufnahme davon.)

Dieser Flug war das erste Mal dass ich so hoch und so lange in der Luft geblieben bin. Dementsprechend erschöpft landete ich etwas ruppig nach 1 Stunde 48 Minuten wieder in Grindelwald. Die Kombination aus dünner Luft, Kälte und Sonne, plus dem ewigen Kreisen und des Kraftaufwandes für die Steuerung liessen es nicht nur mir schlecht werden. Zum Glück konnte ich mich auf der Fahrt nach oben wieder erholen.

Beim zweiten Flug schlug Fluglehrer Markus vor auf 3200 Meter aufzudrehen und danach auch den Flug nach Interlaken zu versuchen. Das wäre der Hammer gewesen, leider hatte mittlerweile die Thermik nachgelassen und die Schläuche versteckten sich etwas. Zu Beginn dachte ich noch dass ich gar nicht soaren könnte, ich kam so tief nach dem Starten über den Hang rein dass mir die Bäume schon unangenehm nahe kamen. Dann fand ich doch noch etwas Aufwind, dieser brachte mich aber nur auf ca. 2700 Meter hoch, viel zu wenig um eine Überflug überhaupt zu ermöglichen. Im Nachhinein meinte Markus dass ich vor dem Faulhorn genau auf der falschen Seite der Krete mich befand, auf der anderen Seite hätte es geklappt. Immo hatte mehr Glück, er flog hinüber und wir lasen ihn später am Tag beim Flughafen Wilderswil (Nahe dem Greenfield-Gelände) auf. Ich brach meine Versuche nach ca. 50 Minuten Flugzeit ab und flog wieder nach Grindelwald hinab.

Dort passierte es: Nachdem ich gelandet war und friedlich meinen Schirm am einpackte, kam ein andere Pilot unserer Gruppe viel zu kurz rein, d.h. er erreichte den angepeilten Landeplatz nicht und knallte gegen die Leitplanke der Strasse vor dem Landeplatz. Beim Sturz das Bord hinunter zog er sich eine Thoraxkompression und evt. sogar einen Rippenbruch hinzu. Direkt gesehen hatte den Unfall niemand und wir können es uns auch jetzt noch nicht ganz erklären wie der erfahrene Pilot einen solchen Fehler begehen konnte. Auf jeden Fall alarmierten wir die REGA die ihn wenig später ins Spital nach Interlaken flog. Nachdem die Polizei noch das Unfallprotokoll aufgenommen hatte, fuhr der Rest der Gruppe mit dem Bus aus dem Tal hinaus. Trotz des Dämpfers wollten wir noch einen weiteren Flug machen.

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Leider verpassten wir den letzten Zug hinauf auf die Schynige Platte und wir fuhren darum für einen letzten, entspannte Flug einmal mehr in Interlaken aufs Luegibrüggli um von dort ins Lehn zu fliegen. Und nervte mich dass ich meine Kreistreffer vom letzten Donnerstag nicht wiederholen konnte.

Am Abend spät kam ich total erschöpft wieder zu Hause an und konnte dennoch nicht aufhören zu grinsen. Solche Flüge hatte ich bisher noch nie erlebt, ich habe extrem viel gelernt & gesehen und kenne jetzt noch ein spektakuläres Fluggebiet mehr.