Campus Bern: Freie Kultur im offenen Netz

CampusAm kommenden Dienstag (13. März, 1900) findet der Campus zum Thema Freie Kultur im offenen Netz – Wovon lebt der Kreative morgen? bei Meteotest an der Fabrikstrasse statt.

Andreas Von Gunten gewährt einen Einblick in die Welt von Urheberrecht und Creative Commons.

Die Veranstaltung ist für alle Interessierte offen und gratis. Anfahrtsinformationen und weiteres wie immer im Campus Wiki.

Freiwillige Anmeldung auf techup.ch.

Doku zum Wochenende: Press Pause Play

In meinem vorherigen Beitrag könnte der Link untergegangen sein: Die Dokumentation Press Pause Play kann man gratis herunterladen oder bei verschiedenen Anbietern kaufen.

Dieser 80 minütige Film diskutiert die Frage, ob die neuen technologischen Errungenschaft nur mehr oder auch bessere kulturelle Erzeugnisse ermöglichen.

Wohlklingend sanfte und differenzierte Töne in einer turbulenten Diskussion.

(Via Habi.)

Cory Doctorow über Urheberrecht in der Informationsgesellschaft

„What the hell are these people thinking?“ war die Frage eines Zuschauers am Schluss von Cory Doctorows Vortrag über die Politik des Copyrights (6. Dezember 2011, im Walcheturm Zürich).

Soweit ich verstehe, ist folgendes passiert:

Die althergebrachten Geschäftsmodelle der Unterhaltungsindustrie sind durch die technische Entwicklung aus dem Lot geraten. Vor 10 Jahren verlor die Musikindustrie ihr Distributionsmonopol. Die Filmindustrie sah zu und wurde wenige Jahre später selber zum Opfer von steigender Bandbreite und den digitalen Verteilungsmechanismen, welche effizienter sind als Plastikscheiben durch die Welt zu schicken. Die Buchindustrie sah zu und hoffte auf den Konservatismus der Leser und nahm den wachsenden E-Book-Markt nicht ernst.

Alle verschlossen die Augen und hofften, dass es nur die anderen trifft.

Und dann kamen die Computerfirmen und übernahmen den Markt. Apple iTunes, Netflix, Amazon Kindle etc. sind jetzt der primäre Zugang für den Medienkonsum. Und haben die Kontrolle übernommen: Apple hat der Musikindustrie DRM ausgeredet, Netflix wird selber zum Produzenten (Weil sie es sich leisten können und ihre Kunden besser kennt, als je ein Filmstudio zuvor.) Und Amazon hat mit 70-80% Marktanteil ein besonderes Problem für Verlage geschaffen: Sie müssen bei Amazon publizieren, aber Amazon hebelt das klassische Verlagsmodell mit ihren selbstpublizierenden Autoren zunehmend aus. Dank dem Kindle-DRM, auf dem die Verlage insistieren, sind die Konsumenten effektiv bereits an Amazon gebunden.

Gleichzeitig erleben die bisherigen Konsumenten eine neue Art von Macht: Die Möglichkeit, mit einfach verfügbaren Mitteln die eigene Kreativität auszuleben. Oder wie es Moby in der Doku Press Pause Play ausdrückt:

In the Olden Days of thirty/fourty/fifthy years ago, people didn’t make things. So people would go to photography exhibits, people would go buy records and there were professional artists. And now everybody is a photographer, everybody is a filmmaker, everybody is a writer, everybody is a musician. […] Anybody can makit it. They know the secrets now.

Und was macht eine ganze Industrie, wenn gleich von zwei Seiten unter Druck gerät? Sie versucht der technischen Entwicklung mit politischem Lobbying Einhalt zu bieten. Das Resultat sind völlig wirklichkeitsfremde Gesetze wie ACTA und SOPA, welche auf nicht-demokratischem Wege durchgepeitscht werden müssen, damit sie überhaupt eine Chance haben, in Kraft zu treten.

Es sind interessante Zeiten, verwirrende Zeiten, aufregende Zeiten, aber die Guten Alten Zeiten werden nicht wieder zurück kommen. Und können nicht per Gesetz erzwungen werden. Davon bin ich überzeugt.

…we’ve moved on.

Den vollständigen Vortrag gibt es auf Allmend.ch.

Die Domaine Public

Notizen zum Vortrag von Wolf Ludwig an der OpenExpo2010:

Grundsätzlich wird unterschieden zwischen Erzeugnissen aus öffentlich-rechtlichen Institutionen und aus privaten Institutionen. Die Communia (EU, in der Schweiz ist primär die Digitale Allmend aktiv) fordert, dass Erstere verpflichtet werden, all ihre Erzeugnisse unentgeltlich der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wird. Das grosse Vorbild ist im Moment die britische BBC mit ihrer Open Archive License.

Im privaten Sektor sind ebenfalls Veränderungen wünschenswert: Das aktuelle Urheberrecht stammt aus 1886 und schützt die Werke von Personen, welche längst verstorben sind. Solche Sperrrechte nützen nur noch Verwertungsgesellschaften. Nach Ludwig entspricht dies nicht mehr dem Grundgedanken, dass eine faire Entschädigung nur dem Kulturschaffenden selber zusteht.

Sony hat das Urheberrecht auch nicht im Griff

20071107_potsdamer_platz.JPG

Bei meinem Besuch auf dem Potsdamer Platz vor zwei Wochen stiess ich unter dem Sony Center auf ein interessantes Schild. Neben einigen Fotos und Illustration über die bewegte Geschichte des Platzes, gleich unter der europäischen Sony Zentrale, findet sich folgende Notiz:

20071107_sony.JPG

Sony hat das Urheberrecht selbst nicht im Griff! (Aber das ist ja nichts neues.)

ProLitteris und die autobiographischen Geister

Nein, es geht nicht um Ghostwriter.

ProLitteris, die Schweizer Urheberrechtsgesellschaft für Literatur und bildende Kunst, kriegt manchmal etwas komische Anfragen. So im Dezember 2004 als jemand fragt: Kann ein Medium Urheberrecht beanspruchen?

Ich bin der Meinung, dass der verstorbene Mann der eigentliche Urheber ist.

(Darauf gestossen bin ich übrigens via einer Mail von Daniel Boos von der Digitalen Allmend. Offenbar lässt ProLitteris zu dass Autoren einzelne ihrer Werke unter die Creative Commons-Lizenz stellen, im Gegensatz der Suisa bei der nur Alles-Oder-Nichts gilt. Wenn das Kus wüsste…)

Copyright-Hinweis von 1870

Auf einem Notenblatt entdeckt:

>> Die Vervielfältigung von Stimmen auf mechanischem Wege, wozu auch das Abschreiben gerechnet wird, ist nach §4 des Gesetzes vom 11. Juni 1870 betreffend: “das Urheberrecht“ v e r b o t e n und werden Zuwiderhandlungen gegen dieses Verbot von der Verlagshandlung gerichtlich verfolgt. << (sic.)

C.F.W. Siegel’s Musikalienhandlung, Leipzig

Chinesische Musik im Westen

Noch vor drei Monaten hatte ich reklamiert dass es fernöstliche Musik nie in den Westen schaffen wird.

Heute ein Lichtblick: Im US-iTunes-Music-Store kann man ab sofort eine grössere Auswahl Chinesischer Musik beziehen.

Das Internet macht sein Versprechen wahr und eröffnet uns neue kulturelle Horizonte. Hoffen wir dass sich Rechteinhaber weiter so für diese Öffnung erwärmen können.