Kurzkritik: The Peripheral

William Gibsons neuester Roman ist wieder Science Fiction: The Peripheral spielt gleichzeitig in naher wie in mittelnaher Zukunft. Ich finde für gewöhnlich die Mechanik des Zeitreisens eine billige Notlösung für Autoren, aber in diesem Werk wurde sie relativ sanft und vernünftig angewendet. Das führt zu einer Welt, welche gerade interessant zu werden beginnt und dann ist das Buch auch schon wieder vorbei.

Zu kurz das Ganze, schade. Aber Gibson hat einen Hang zu Trilogien, vielleicht kommt da noch was…

Fortschritt Literatur Juni

  • Gödel Escher Bach: Seite 226 von 791
  • Infinite Jest: Fertig!
  • The Peripheral: Seite 179 von 1434

Infinite Jest hat ein (abruptes) Ende gefunden. Dafür habe ich mit William Gibsons The Peripheral und mag es bisher sehr. Unterhaltsam und intelligent, allerdings bin ich gespannt ob mir die Zeitreisen-Thematik gefallen wird. (Das Buch ist auf Papier knapp 500 Seiten lang, die Seitenzahl hier stammt vom E-Book.)

Heimat Flughafen

Es sind Figuren wie Hollis Henry in Gibson’s Spook Country, Cayce Pollard in seinem Pattern Regognition oder Randy Waterhouse aus Stephenson’s Cryptonomicon von denen ich immer sehr fasziniert bin. Nicht wegen ihrer Jobs als Coolhunter oder Datenhafen-Ingenieure, sondern wegen ihres Heimatverständnisses: Zuhause ist dort, wo man seine Freunde hat. Mehr oder weniger eingebettet in internationale Gemeinschaften haben sie ihr Geburtsland weit hinter sich gelassen, eilen von Kontinent zu Kontinent um dort zu sein, wo sie gebraucht werden. Oder sein wollen. Heimat Flughafen, die dauernden Bewohner der Lounges und Wartehallen. Gepaart mit einem ewigen Jet Lag, dem Problem dass die Seele nie ganz aufschliessen kann.

Und das ist auch der Grund weshalb meine Faszination dafür sicherlich fehlplaziert ist. Die wenigen Leute welche ich kenne und die so leben oder lebten, klagten schon nach wenigen Monaten über Orientierungslosigkeit und Vereinsamung. Wahrscheinlich steht und fällt die ganze Idee des internationalen Arbeitstiers mit dem Vorhandensein der weltweiten Gemeinschaft. Fehlt diese, läuft man Gefahr als Passagier zwischen zwei Flugzeugsitzen zu verschwinden und für ewig als seelenloses Wesen die Welt umrunden zu müssen.

(Inspiration für diesen Artikel: Lektüre von Spook Country und der Umstand dass ich demnächst für ein Wochenende nach London fliege, nur um jemanden Zügel zu helfen. Und das Wochenende darauf in Tirana an einer Hochzeit bin.)