Das muss es auch mal geben: Am vergangenen Sonntag begrüsste uns Fluglehrer Jürg mit schlechter Laune. „Letztes Wochenende war schönes Wetter und kein Mensch kommt fliegen, aber heute ziehen Wolken auf und alle wollen mit.“ Er kündigte uns schon bei der Abfahrt in Bern an dass es durchaus möglich ist dass wir heute auf dem Boden bleiben.
Eine Stunde später waren wir im Jura in Corgemont und mussten der bitteren Realität ins Auge sehen: Böenhafte Winde von bis zu 20 km/h schon auf dem Landeplatz würden die Landung massiv erschweren, von den Windverhältnissen am Startplatz wagten wir schon gar nicht zu sprechen.
Verhalten optimistisch vertröstete uns Jürg auf später und wir übten für die nächsten zwei, drei Stunden uns am Boden im Groundhandling, d.h. zum Beispiel mit rückwärts aufziehen. Diese Technik erlaubt es gerade bei derartigen Winden etwas sicherer zu starten. Etwas knifflig da man übers Kreuz steuern muss, anders als gewohnt. Und zusätzlich ist es ziemlich anstrengend den Schirm dauernd auszulegen, aufzuziehen, zu knorzen und wenn’s hoch kommt ein paar Meter hinterherzurennen, nur um ihn danach wieder auseinanderfalten zu müssen. Wenigstens bekam ich so einen Haufen Übung im Leinen sortieren.
Gegen 1600 Nachmittags beruhigte sich die Luft etwas und wir packten unsere Aufrüstung und fuhren zum Startplatz hinauf, in der Hoffnung dennoch einen kleinen Flug machen zu können. Allerdings hatten wir nicht mit derartigem Aufwind gerechnet, oben blies der Wind mit 20 bis 25 km/h den Hang hinauf. Das war an der oberen Grenze und schrie nach einem sauberen Rückwärtsstart, welcher zu diesem Zeitpunkt kaum jemand von uns beherschte. Ausser dem brevetierten Res wagte sich niemand dort einen Startversuch zu wagen.
Zu fünft mussten wir seinen Schirm festhalten damit es ihn noch vom Feld blies. Nach kurzer Bedenkfrist machte Res dann den Schritt nach vorne und stieg praktisch senkrecht in den Himmel. Vorwärts kam er nur mit Hilfe des Beschleunigers, aber steigen war definitv kein Problem.
Wir verharrten noch etwas am Startplatz bevor wir endgültig den Tag als hoffnungslos aufgaben und wieder hinunter fuhren. Res wartete unten bereits und berichtete dass es tatsächlich sehr ruppig in der Luft zu und her ging. Da dabei die Gefahr von Seitenklappern sich massiv erhöht, war die Entscheidung für uns eher unerfahrenen Piloten am Boden zu bleiben wohl die richtige.
Schade, ich hatte mich gefreut nach drei Wochen mal wieder in die Luft gehen zu können, besonders weil die kommenden Wochenenden von anderen Sports & Konzerten bereits ausgefüllt sein werden. Mal sehen wann ich das nächste Mal mein Material auspacken kann.