80% aller Verwaltungsentscheide des Bundes, der Kantone und Gemeinden sind in irgendeiner Form mit Geodaten verknüpft.
Diese Statistik kam in mehreren Vorträgen an der OpenExpo 2010 zum Thema Geodaten und Nachhaltigkeit vor. Hans-Jörg Stark der Fachhochschule Nordwestschweiz setzt sich für eine Demokratisierung der Daten ein: Sie seien eine wichtige ökonomische Ressource, aber noch zu sehr in der Hand von Experten. Hoffnung sieht er in Projekten wie der Open Street Map oder seinem Open Addresses. Schlagworte dafür sind die Volunteered Geographic Information und das Prinzip Citizens as Sensors.
Freie Initiativen wird stark geholfen, wenn Grundlagendaten wie Satellitenfotografien und Kartenmaterial bereits zur Verfügung stehen. Der grösste Anbieter solcher Daten in der Schweiz ist das Bundesamt für Landestopografie swisstopo. Hans Ulrich Wiedmer, seines Zeichens verantwortlich für die Webdienste bei swisstopo, berichtet dabei vom alten Dilemma: Das Bundesamt ist sich bewusst, dass diese Daten zugleich wertvoll wie auch bereits via Steuern bezahlt sind. Dennoch dürfen sie auf Geheiss des Bundesrates sie nicht gratis herausrücken. Die jährlichen Kosten würden sich auf 50 Millionen Franken belaufen.
Aktuell läuft eine Studie, welche eventuell im Jahr 2011 eine Gesetzesrevision bringen wird, welche diese Situation ändert. Inspiration dazu ist die völlige Freigabe der britischen Daten, des sogennanten Ordonance Survey, wie es im Moment in England passiert.
Ganz uneingennütz ist diese Entwicklung von Seiten swisstopo nicht: Offenbar kann sie im Moment ihre Ertragsziele nicht einhalten. Und die ökonomischen Prognosen sind schlecht.
Währenddem der Bund zaudert, machen die Kantone vorwärts, allen voran Solothurn. Horst Düster vom kantonalen Amt SO!GIS berichtet, wie das Parlament 2008 sämtliche Geodaten des Kantons unter Einhaltung des Datenschutzes veröffentlicht hat. Die Argumentation: Diese Daten sind zur Optimierung von Verwaltungsaufgaben geschaffen worden und haben sich damit bereits amortisiert. Es gibt keinen Grund, sie den eigentlichen Besitzern, also den Bürgern, vorzuenthalten. Einen Verkauf derartiger Daten bezeichnete er scherzhaft als Staatsverrat. Und verwies stolz auf 120’000 Datenbezüge in den letzten zwei Jahren. Unter anderem setzen sowohl Open Street Maps als auch Google Maps diese ein.
Der Kanton Basel-Land soll demnächst dem Beispiel von Solothurn folgen.
Fazit: Die Entwicklung verläuft positiv, aber auf Bundesebene ist noch Geduld gefordert.