Auch am Sonntag war tolles Wetter angesagt, aber auf Grund der starken Bise war Interlaken weiter mehr oder weniger das einzige Gebiet wo geflogen werden konnte. Auf der Hinfahrt waren starke Schneeverwehungen auf den Bergen sichtbar, aber wir waren zuversichtlich dass das Niederhorn den meisten Wind von den unteren Startplätzen abwandte.
Zuerst versuchten wir uns auf dem unteren Teil vom Startplatz Amisbühl. Knifflig und nicht ganz ideal war dort der Umstand dass jeweils nur ein Schirm ausgebreitet werden kann, sowie dass der Boden extrem glitschig vom feuchten Schlamm war. Aber mit etwas gegenseitiger Hilfe war man schnell startklar und konnte auch an diesem steilen Hang einfach abheben. Die Sonneneinstrahlung sorgte für etwas Thermik was sich in einem weniger ruhigen Flug auswirkte, aber alles in allem lief auch dieses Mal alles gut.
Nach dem ersten Start ist der grösste Teil der Nervösität wieder verflogen. Das Fliegen selber ist eigentlich nie das Problem, diese Anfängerschirme sind so sehr auf Sicherheit ausgerichtet dass in Luft praktisch nichts passieren kann. Unabsichtlich kann man sowieso fast keinen Pilotenfehler provozieren, man muss schon absichtlich blöd tun um einen solchen Schirm zum Absturz zu bringen. Selbst so lustige Übungen wie Ohren einklappen (D.h. den äussersten linken und rechten Teil des Schirmes im Flug einzuklappen um schneller zu sinken) sind schon von Haus aus vorgesehen und mit speziellen Leinen unterstützt. So gewinnt man schnell das Vertrauen ins Material und kann sich bei jedem Flug mehr zurücklehnen und entspannen. Ich vergleiche es gerne mit Kontaktlinsen tragen: Am Anfang hat man noch Angst vor Augenverletzungen, aber mit der Zeit merkt man dass diese Organ ziemlich viel aushält und man stochert nach Belieben auf dem Augapfel rum.
Wie schon gestern hatte ich dann im Verlauf des Tages wieder Windglück: Beim zweiten Flug vom Lueggisbrüggli aus konnten nur ich und Imo starten, danach war der Wind zu stark und wieder mussten den Rest der Gruppe abholen gehen. Wir fuhren wieder zum Startplatz Amisbühl wo sich zum Glück der Schlamm langsam verfestigte. Einen weiteren Start dort konnten alle ohne Reibereien geniessen, nur etwas Geduld brauchte es: Wir waren bei weitem nicht die einzigen im Gebiet und auf diesem Startplatz. Es befanden sich noch mindestens ein Dutzend Gleitschirme und Deltasegler über uns in der Thermi als wir Schüler bescheiden unten durch flogen. Beim freiwilligen vierten Start war schon bedeutend weniger Verkehr. Das lag wohl daran dass sich die Sonne langsam aber sicher zurückzog und es deutlich kälter wurde.
Mit einer gemütlichen Rückfahrt nach Bern endete auch mein letzter Flugtag dieser Woche. Ab Montag heisst’s dann wieder zurück ins Büro gehen und auf gutes Wetter am nächsten Wochenende hoffen. In der Zwischenzeit darf ich mir den Kopf zerbrechen welche Ausrüstung ich mir genau leisten will/kann. Wenn alles gut läuft, werde ich am Samstag mit meinem eigenen Schirm meine Kreise ziehen können.