Vor fünf Jahren sprach ich in einer wilden Mischung aus Deutsch, Französisch und Englisch. Während meines Studiums an der EPFL gab es glücklicherweise keinen Deutschlehrer mehr, der behaupten konnte, dass meine Ausrücke und Formulierungen gar nicht existieren würden. (Absurd: Wenn ich ein neues Wort benutze, existiert es schliesslich ab diesem Moment.) Mit fortschreitenden Semestern nahm der Anteil von Deutsch an diesem Lingo weiter ab. Ich beschloss, trotz anhaltender Wut über meinen Deutschunterricht am Gymnasium, wieder vermehrt Deutsch zu schreiben. Was ich tat? Was damals alle taten: Einen Blog schreiben.
2005-2006
Gestartet habe ich auf der öffentlichen Plattform Blogger. Der Name war schnell gefunden: Hymnos ist der Titel eines Musikstücks von Giacinto Scelsi, welches ich in einem Chor zu dieser Zeit gerade sang. Themen gab es genug: Vieles technisches, einiges aus meinen Vorlesungen, wenig persönliches. Der eigenen Vorsatz war es, ungefähr täglich etwas zu veröffentlichen. Diesen Takt hielt ich zu Beginn ziemlich gut ein. Gelegentlich hatte ich einen Hänger oder zwei, aber selten verging eine Woche ohne Beitrag.
Zu dieser Zeit knüpfte ich die ersten Kontakte zur Berner Bloggerszene, was im Juli 2005 im Bloggerbräteln seinen Höhepunkt fand. Einige der teilnehmenden Personen sind aus meinem Blickfeld verschwunden, andere schreiben & kommentieren noch heute munter weiter.
2006-2008
Blogger bot mir langsam zuwenig, also installierte ich WordPress auf meiner brachliegenden Domäne. Das Template dazu habe ich selber geschrieben, inspiriert von einem früheren Layout von leumund.ch und versehen mit einem eigenen Kopfbild, welches ich im Jahr zuvor in Japan gemacht hatte. Das Design habe ich allerdings nie abgeschlossen, während zwei Jahren war das Blog immer leicht defekt. Bloggen tat ich damals ebenfalls eher unregelmässig, mein Leben verlief etwas turbulent. Die Themen begannen dementsprechend auch etwas querbeet zu sein. Neu hinzu kam meine Gleitschirm-Ausbildung. Ich traff mich weiter gerne und viel mit anderen Bloggern. Soweit ich mich erinnern kann, war das in etwa die Zeit, als das Medieninteresse an Blogs besonders stark war; es ging der Glaube um, dass eventuell vielleicht eine Medienrevolution eintreten könnte. Wir hatten unseren Spass und genossen die Aufmerksamkeit.
2008-2010
Irgendwann hatte ich von meinem defekten Layout genug, ein WordPress-Update führte Widgets ein und ich stellte temporär auf Barecity um. Ich bastelte währenddessen in der stillen Kammer an einem neuen Layout herum. Und wie du sehen kannst, tue ich das noch heute, es ist noch immer nicht fertig gestellt. Währenddem sich mein Lebensverlauf wieder etwas normalisierte, blieb mein Blog ein wunderbarer Themenmix. Der Medienhype um unsere Webseiten war vorbei, und so habe ich mein Hobby ungestört weitergefröhnt: Schreiben, was mir gefällt, zu meinem eigenen Vergnügen, ohne Verantwortung oder Verpflichtung. Eine einzige Regel habe ich für mich: Jeder Beitrag soll mindestens einen neuen Gedanken einbringen. Reine, unkommentierte Links sollen die Ausnahme bleiben.
Heute schreibe ich mit diesen Zeilen meinen 790en Beitrag. Ich weiss nicht wer, ausser ein paar Stammgäste, überhaupt mitliest; Ich führe keine Logs. Danke trotzdem, allen Leserinnen und Lesern, allen Kommentatorinnen und Kommentatoren, allen Leuten welche ich in den letzten fünf Jahren im Internet kennen gelernt habe. Dank euch hat sich jede Minute Arbeit für dieses Blog gelohnt.