Eine API für Mobility

Auf meinem fortschreitenden Feldzug für eine öffentliche Mobility-API bin ich mittlerweile diese Mail am Verbreiten:

Vorschlag
Schaffung einer offenen Informatikschnittstelle (API) zum Mobility-Reservationssystem

Erläuterung
Der Erfolg des Internet hat dazu geführt, dass nicht nur mehr Benutzer mit Webseiten kommunizieren, sondern auch Webseiten untereinander Daten austauschen. Beispielsweise ruft ein Reiseportal auf Anfrage bei mehreren Fluggesellschaften nach passenden Flügen für den Kunden. Damit dieser Austausch möglich ist, haben sich standardisierte Formate gebildet, zusammengefasst Webservices genannt.

Viele erfolgreiche Firmen im Internet bieten derartige Webservices an: Amazon, Ebay, Facebook, viele Blogs etc. Die Überlegung dahinter: Je einfacher die Kommunikation mit dem Anbieter ist, desto öfter wird er benutzt.

Eine API für Mobility
Vorstellbar ist ein zweistufiger Webservice für Mobility: Auf einer ersten Stufe kann ohne Authentifizierung nach Standorten, Fahrzeugen und deren Zustand (Frei/Reserviert) gesucht werden.
Um Reservationen über den Webservice zu tätigen, muss entweder der Webservice-Anbieter authentifiziert sein, oder der Benutzer einfach auf eine entsprechende Mobility-Webseite weitergeleitet werden, auf dem die Reservationsdetails bereits eingefüllt sind (So ähnlich funktionieren zum Beispiel Zahlung via Postcard übers Internet).

Vorteile
Mit der Standardisierungen dieses Zugangs, ist die Integration von anderen Systemen einfach möglich. Geschäftspartner von Mobility können einfach das Reservationssystem z.B. in ihre eigenen Spesenabrechnung einbinden.

Viel wichtiger aber sind die Individuen, welche zusätzliche Ideen haben, wie man Mobility einsetzen kann: Gratis implementieren sie diese und verhelfen Mobility zu noch grösserer Visibilität im Internet verhelfen. Das ist zum Beispiel mit der inoffiziellen iPhone-Applikation passiert: Der Entwicklungsaufwand wurde von einer Privatperson getragen, Mobility hat das Potential erkannt und die Idee aufgenommen.

Herausforderungen
Dank API-Schlüsselvergabe kann ziemlich gut kontrolliert werden, wer was auf der Schnittstelle tut. Missbrauch kann einfach blockiert werden.
Je einfacher die Schnittstelle gehalten ist, desto mehr Idee werden von Externen implementiert werden.

Notizen von der Mobility-Sektionsversammlung

Heute Abend habe ich an der Sektionsversammlung Bern der Mobility-Genossenschaft teilgenommen. Von den fünfzig Personen im Raum gehörte ich mit 30 Jahren zu den Jüngsten.

Den Generationengraben spüre ich im Verlauf der Diskussion deutlich: Die Mobility-Kundschaft besteht zu 44% aus Genossenschaftlern, der Rest teilt sich auf auf Businesskunden und eine jüngere, stark fluktuierende Gruppe aus Jahresabonnenten und temporären Mitgliedern. Währenddem die Genossenschaftler aus Überzeugung und Ideologie auf ihr Auto verzichten (Und dabei lustigerweise eine sehr konservative Einstellung an den Tag legen), so sind die restlichen 56% nicht emotional mit der Idee autolos* verknüpft. Daraus ergeben sich zwei unterschiedliche Anforderungen an die Geschäftsleitung: Genossenschaftsgedanke einerseits, und agiles Reagieren auf den Markt auf der anderen Seite. Das seit 13 Jahren andauernde Wachstum wird gerade von den langjährigen Mitgliedern nicht unbedingt positiv aufgefasst. Diese und weitere Diskussionen werden zweifelsohne an jeder Delegiertenversammlung aufs Neue geführt. (Zur Info: Die Genossenschaft ist mittlerweile international tätig und generiert in der Schweiz mit knapp 90’000 Kunden einen Umsatz von fast 60 Millionen Franken.)

Das war alles sehr spannend. Ich möchte nur nicht der Verwaltungsratspräsident sein, der versucht, einen Nachhaltigkeitsbericht zu verfassen, aber dabei dauernd mit dem Thema Kindersitze und Hundehaare beschäftigt wird.

Interessant auch die Verteilung der Standorte: Die grossen Städte der Schweiz sind abgedeckt, die Agglomeration wird langsam aber sicher erschlossen. In der Westschweiz läuft die Expansion noch zögerlich, dort ziehen allerdings die Gemeinden mehr und mehr mit. Im Wallis und Tessin hingegen herrscht tote Hose. ‚Dank‘ dem schlechten ÖV-Angebot in diesen Regionen, ist der Anteil an Privatwagenbesitzern sehr hoch und die Nachfrage nach Carsharing sehr tief.

Eine weitere präsentierte Statistik betrifft das Nutzungsverhalten: Ca. 25% der Reservationen werden ein bis zwei Stunden vor der Fahrt gemacht, der grösste Teil in den zwei Tagen zuvor, nur gerade 20% reserviert mehr als 48 Stunden im Voraus.

Wobei ich wieder bei meinem Lieblingsthema bin: Je länger ich darüber nachdenke, desto überzeugter bin ich, dass eine öffentliche API zum Mobility-Reservationssystem eine Gute Idee ist. Einen ersten Kontakt zur Sektion habe ich heute geknüpft, jetzt muss ich nur noch herausfinden, wie ich API einen Nicht-Informatiker erkläre.

* = Witziges Detail: Viele Mitglieder gehen verloren, weil sie nach dem Verkauf des privaten Autos und nach einer Übergangsfrist als Mobility-Benutzer plötzlich realisieren, dass sie überhaupt kein Auto mehr benötigen. Das ist zwar im Sinne der Nachhaltigkeit, aber nicht im Sinne des Geschäfts.

Erfahrungsbericht: Mobility

Letzte Woche war es soweit: Ich bin aufgestiegen in den erlauchten Kreis der Autobesitzer. Mir stehen über 1700 Wagen zur Verfügung, die über die ganze Schweiz verstreut sind und nur auf mich warten.

Letzten Freitag erhielt ich meine Mobility-Zugangskarte und am Montag darauf benutzte ich mein Abo zum ersten Mal. Die freundliche Dame im Callcenter konnte mir schnell und flexibel den Kombi finden den ich brauchte, sogar eine Wegbeschreibung gab sie mir mit.

Beim Auto selber (Etwas versteckt auf einem Abstellplatz) reicht es wenn man die Mobility-Karte an die Windschutzscheibe hält um den Wagen zu öffnen. Der gemütliche Renault Mégane blinkte freundlich los und ein Display informiert wie man das Teil startet: Zündschlüssel sind ein Ding der Vergangenheit, Zündknöpfe sind in. Der Tank war zu drei viertel voll, das Auto sauber, die Klimaanlage funktionierte.

Übers Fahren gibt’s nicht viel zu erzählen. Schliessen und öffnen läuft immer mit der Mobility-Karte.

Am Schluss stellt man das Auto einfach wieder zurück, schliesst ab und geht wieder.

Eigentlich wirklich unspektakulär. Das System ist einfach, funktioniert gut und ist bequem. Kaum einen Blogeintrag würdig…