Drawing Restraint #9

Ich dachte nichts könne mich noch erschüttern.

Die zynische Abgeklärtheit unserer Generationen lässt uns besonders im Bereich moderner Medien emotionslos über allen Dingen stehen (Mein Deutschlehrer nannte das mir gegenüber abschätzig den ‚direktorialen Habitus‘). Selten dringt noch etwas durch und anmerken lassen wollen wir uns erst recht nichts.

Es gibt wenig was mich emotional herausfordern kann, eine Ausnahme ist beispielsweise die letzte Episode der TV-Serie Six Feet Under. Oder aber einige Alben der Sängerin Björk und natürlich ihren Film Dancer In The Dark zusammen mit Lars Von Trier. Dieser Film im speziellen liegt bei mir auf DVD zu Hause, aber ich habe es nicht mehr gewagt ihn mir seit der Premiere noch einmal anzusehen.

Björk lebt mit den amerikanischen Künstler Matthew Barney zusammen. Aus dieser Beziehung ging nicht nur eine Tochter hervor, sondern auch der Experimentalfilm Drawing Restraint #9. Die Handlung…

…nun, ich fürchte mich davor diesen Film zu interpretieren. Nur schon der Gedanke an die Teezeremonie lässt mich nervös werden und in meinem Magen kommen komische Gefühle auf.

Drawing Restraint #9 zu sehen war ein Erlebnis. Anstrengend, aber überraschend bewegend. Ich bin doch noch nicht völlig emotionslos geworden.

Monsterfilmerziehung: Beissen Libellen?

Auf der Schlauchbootfahrt von Thun nach Bern vor ein paar Wochen wurden unsere Boote von Libellen belagert. Besorgt wunderten wir uns die Möglichkeit von tödlichen Libellenbissen.

Wir kamen kurz darauf auf eine relative einfache Methode das Gefahrenpotential eines jeden Tieres zu evaluieren: Überleg dir einfach ob jemals in einem Monsterfilm das Viech als Killer tätig wurde.

Libellen? Nein, eher nicht.

Kino zum Wochenende: Marzili-Movie

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Gestern Abend lief im Open Air-Kino im Freibad Marzili hier in Bern Twilight Samurai, heute Freitag kommt Laputa – Castle In The Sky und am Samstag zeigen sie Tampopo.

Alle Filme sind empfehlenswert. Was mir aber noch mehr gefällt ist die Technologie der aufblasbaren Leinwand. Und die tolle Aussicht.

(Geheimtipp: Warm anziehen!)

Kurzkritik: The Other Boleyn Girl

Das historische Drama The Other Boleyn Girl spielt am Hofe von König Henry VIII und ist nicht nur wegen der zwei Hauptdarstellerinnen schöner anzusehen als die etwas weniger opulente TV-Serie The Tudors. Letztere porträtiert das Leben zu dieser Zeit wahrscheinlich wirklichkeitsgetreuer, aber nimmt sich mehr historische Freiheiten heraus.

Ich fand den Film trotzdem sehr gut. Er taugt sowohl als Unterhaltung als auch als Geschichtsstunde.

(Kinomatographische Notiz an den Regisseur: Schon gut, Justin Chadwick, wir kapieren alle dass die Figuren im Film immer unter Beobachtung stehen. Deshalb braucht man dennoch nicht konstant aus Türrahmen, durch Gitter und hinter Möbeln hervor zu filmen… Etwas weniger hätte es auch getan.)

Kurzmeinung: Stardust

Stardust ist eine ziemlich romannahe Verfilmung vom gleichnamigen Buch von Neil Gaiman.

Grundsätzlich ist Stardust eine belanglose aber sehr unterhaltsame Fantasy-Romantik-und-Schwertkampf-Komödie in bester Princess Bride-Tradition. Zwei Dinge heben den Film über das Fantasy-Einerlei hinaus:

  1. Die relativ unverblühmte Art und Weise wie ein grosser Teil der Charakteren vergiftet, erstochen, aus dem Fenster geworfen, geköpft oder verbrannt werden.
  2. Aufmerksamkeit wird belohnt. Der Humor ist grösstenteils sehr fein, eine Menge Witze verstecken sich in den Bildern und in subtilen Parodien auf das Genre.

Wer sich darauf einlässt wird blendend unterhalten. Für alle anderen gibt’s die neue Tell-Verfilmung.

Blatante Werbung: The Simpson Movie

Christian Simpson
Christian Simpson

Ok, dann versucht man das eigene Blog rein von Werbung zu halten. Und man sagt sich: Gucken wir uns heute Abend einen dieser verwackelten, kulturell wertvollen europäischen Kunstfilmen an?

Und dann kommt das Simpsons Movie und alles ist verloren und vergessen. Ich habe mich an der gestrigen Premiere sehr gut unterhalten und auch den Avatargenerator auf der Webseite beschäftigte mich länger als ich mir das wahrhaben wollte. Das ist das Ende meiner kulturellen und kommerziellen Unschuld. (Aber es macht halt einfach so viel Spaaaaass. Und jetzt nach Hause Harry Potter getarnt lesen und Transformers Musical-Tickets besorgen.)

Kurzmeinung: Sunshine

Ah, Sunshine, echte harte Science-Fiction aus England! Kühl und rational entscheidet die Crew der Ikarus II darüber wie sie mit ihren Problemen bei der Neu-Initalisierung der Sonne fertig werden. Bei schwierigen Entscheidung werden Emotionen ausgeblendet und die Demokratie wird zugunsten der Technokratie aufgehoben. Als der Sauerstoff auszugehen droht, diskutieren sie ruhig darüber wieviele von ihnen sterben müssen damit der Vorrat bis zum Missionsende reicht.

Toller Look, eiskalt gespielt, ein sanfter Soundtrack von Underworld und starke, d.h. positive 2001-Einflüsse würden diesen Film zu einem uneingeschränkten Spektakel machen.

Wäre da nicht dieses blöde letzte Drittel. Schade um den Film.

Kurzmeinung: The Boss Of It All

Europäischer Film ist einfach der witzigste. Besonders wenn sich ein sonst so oberseriöse Filmemacher wie Lars Von Trier an eine Komödie heranwagt. Und gleich mehrmals selber im Film auftaucht und betont dass sein Werk sinnlos sei, ohne Relevanz oder inhaltliche Absicht.

Unsinn! In The Boss Of It All wird der Büroalltag 1:1 abgebildet: Die psychotische Mitarbeiter, der überforderte Chef, der tobende Investor und dazwischen der verträumter Schauspieler sind seit der TV-Serie The Office wohl das realistischste Büropersonal auf der Leinwand. Damit empfehle ich diesen Film einer jeden Bürodrohne die ihr Alltagsleid mit fiktiven Firguren teilen möchte. Es ist wunderbare Unterhaltung ohne peinliche Schenkelklopferwitze, Feierabend pur.