Eidg. dipl. Pilot

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Am 10.August sollte es soweit sein, aber das Wetter wollte nicht mitmachen, so besammelten sich am 11. August, Samstag früh ca. zwei Dutzend nervöse Personen in Interlaken zur Abnahme der praktischen Gleitschirmprüfung.

Das Ziel: In 2 oder 3 Flügen einen Doppelkreis innerhalb von 20 Sekunden und eine Acht innerhalb von 30 Sekunden zu fliegen, und danach innerhalb eines 30m-Kreises zu landen. Pro Flug darf nur eine Flugfigur gemacht werden.

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Um es kurz zu machen: Ich habe bestanden. Zwar waren beim ersten Flug meine Doppelkreise nicht sauber, aber dies konnte ich im dritten Flug noch korrigieren. Den Kreis traf ich sogar alle dreimal. Überhaupt ging alles sehr gut, das übliche Gedrängel an der Prüfung blieb zum Erstaunen der Experten auch aus.

Neuer Blog: In Zukunft werden alle ’normalen‘ Flüge nur noch im Flugbuch (http://flugbuch.existenz.ch) vermerkt. Aussergewöhnliche Ereignisse werde ich natürlich auch hier erwähnen.

Dünne Luft und ein Rega-Einsatz (3 Höhenflüge)

Gleich vorweg: Ich war’s nicht der den REGA-Heli brauchte, mir geht’s gut.

Vor einigen Wochen hatte Immo (Aka. Der Fliegende Holländer) erwähnt dass er sich bei der Flugschule Jura für die Trekking-Tour Juni angemeldet hat. Das Trekking im Titel ist vielleicht etwas übertrieben, es handelt sich um einen zwei-tägigen Ausflug in ein beliebiges Fluggebiet um dort etwas längere Flüge zu machen. Da es zufälligerweise mit meinen Sommerferien aufging, meldete ich mich kurzum auch an.

Der Montag fiel leider aufgrund des wechselhaften Wetters aus.

Der Dienstag war dafür der heisseste Tag des Jahres. Und das hiess: Thermik bis zum abwinken.

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Wir entschieden uns gegen den Niesen und fuhren nach Grindelwald und von dort mit der Bahn auf die First.

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Weil die Thermik früh am Morgen noch nicht ganz da war, verbrachten wir noch etwas Zeit mit dem Panorama (Ausblick auf die Eiger Nordwand, den Mönch und die Jungrau plus ein halbes Dutzend anderer Gipfel…) und mit der Taktikbesprechung: Die weniger erfahrenen Piloten sollten einfach mal probieren raus zu fliegen und solange zu kreisen, bis sie zu tief kamen um danach zum Landeplatz in Grindelwald zu flüchten. Die anderen durften quasi machen was sie wollten: Hier bleiben oder über die First auf die andere Seite über den Brienzersee nach Interlaken fliegen. Soweit die Theorie.

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Gespannt machten wir uns etwas später bereit und starteten einer nach dem anderen von hier aus Richtung Faulhorn (Nicht auf dem Bild ersichtlich, wäre etwas weiter rechts.) um dort nach Aufwindschläuchen zu suchen.

Suchen war nicht wirklich notwendig.

Überall ging’s nur rauf. Schon wenige Minuten nach dem Start hatte ich im Vergleich zum Startplatz 100 Meter an Höhe gewonnen und ich hatte noch nicht mal begonnen zu kreisen. Was für eine Freude: Über ein Dutzend Gleitschirme zogen weiter und weiter hinauf, immer höher. Ich schaffte es auf knapp 3000 Meter über Meer zu kommen, gut 700 Meter höher als der Startplatz und… Wow, hinter dem Faulhorn sah ich plötzlich das ganze Berner Oberland vor mir ausgebreitet. Das war eine Sicht die… naja, man muss das mit eigenen Augen gesehen haben. Grenzenlos.

(Das nächste Mal versenke ich mein Natel nicht wieder so tief in meinen Hosentaschen und mache eine Aufnahme davon.)

Dieser Flug war das erste Mal dass ich so hoch und so lange in der Luft geblieben bin. Dementsprechend erschöpft landete ich etwas ruppig nach 1 Stunde 48 Minuten wieder in Grindelwald. Die Kombination aus dünner Luft, Kälte und Sonne, plus dem ewigen Kreisen und des Kraftaufwandes für die Steuerung liessen es nicht nur mir schlecht werden. Zum Glück konnte ich mich auf der Fahrt nach oben wieder erholen.

Beim zweiten Flug schlug Fluglehrer Markus vor auf 3200 Meter aufzudrehen und danach auch den Flug nach Interlaken zu versuchen. Das wäre der Hammer gewesen, leider hatte mittlerweile die Thermik nachgelassen und die Schläuche versteckten sich etwas. Zu Beginn dachte ich noch dass ich gar nicht soaren könnte, ich kam so tief nach dem Starten über den Hang rein dass mir die Bäume schon unangenehm nahe kamen. Dann fand ich doch noch etwas Aufwind, dieser brachte mich aber nur auf ca. 2700 Meter hoch, viel zu wenig um eine Überflug überhaupt zu ermöglichen. Im Nachhinein meinte Markus dass ich vor dem Faulhorn genau auf der falschen Seite der Krete mich befand, auf der anderen Seite hätte es geklappt. Immo hatte mehr Glück, er flog hinüber und wir lasen ihn später am Tag beim Flughafen Wilderswil (Nahe dem Greenfield-Gelände) auf. Ich brach meine Versuche nach ca. 50 Minuten Flugzeit ab und flog wieder nach Grindelwald hinab.

Dort passierte es: Nachdem ich gelandet war und friedlich meinen Schirm am einpackte, kam ein andere Pilot unserer Gruppe viel zu kurz rein, d.h. er erreichte den angepeilten Landeplatz nicht und knallte gegen die Leitplanke der Strasse vor dem Landeplatz. Beim Sturz das Bord hinunter zog er sich eine Thoraxkompression und evt. sogar einen Rippenbruch hinzu. Direkt gesehen hatte den Unfall niemand und wir können es uns auch jetzt noch nicht ganz erklären wie der erfahrene Pilot einen solchen Fehler begehen konnte. Auf jeden Fall alarmierten wir die REGA die ihn wenig später ins Spital nach Interlaken flog. Nachdem die Polizei noch das Unfallprotokoll aufgenommen hatte, fuhr der Rest der Gruppe mit dem Bus aus dem Tal hinaus. Trotz des Dämpfers wollten wir noch einen weiteren Flug machen.

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Leider verpassten wir den letzten Zug hinauf auf die Schynige Platte und wir fuhren darum für einen letzten, entspannte Flug einmal mehr in Interlaken aufs Luegibrüggli um von dort ins Lehn zu fliegen. Und nervte mich dass ich meine Kreistreffer vom letzten Donnerstag nicht wiederholen konnte.

Am Abend spät kam ich total erschöpft wieder zu Hause an und konnte dennoch nicht aufhören zu grinsen. Solche Flüge hatte ich bisher noch nie erlebt, ich habe extrem viel gelernt & gesehen und kenne jetzt noch ein spektakuläres Fluggebiet mehr.

Kreislandungen à discretion (3 Höhenflüge)

Es gibt Tage da geht einfach alles unerwartet perfekt auf.

Schon früh zeichnete sich am Donnerstag morgen bei der Arbeit ab dass wenig laufen würde. Ich kompensierte etwas von meinen Überstunden und beschloss schon um 10:00 wieder Feierabend zu machen, mit der Absicht zu Hause etwas private Pendenzen zu erledigen. Oder einfach an die Sonne zu liegen. Einen mehr zufälligen Blick auf das Programm der Flugschule zeigte unverhofft ein Alternativprogram auf: In einer halben Stunde würden der Flugbus nach Interlaken aufbrechen. Ein kurzes Telefonat zeigte aber auf dass sie schon unterwegs waren, also packte ich mein Material und nichts wie hinterher. Mit dem Zug war ich schon wenig später in Interlaken und lief dort zum Landeplatz Lehn, gerade rechtzeitig zum zweiten Flug. Nach diesem gehetzten Start ging’s nur noch aufwärts:

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In der Sorge über einen potentiellen Wetterumschwung und Niederschlag eilten wir hinauf zum Startplatz Lueggibrüggli. Die Thermik war nur schwach, mein brandneues Vario zeigte einfach ein geringeres Sinken als normal an. Zum soaren reichte das definitv nicht, aber die Flüge waren dementsprechend auch ruhig und ich genoss die Aussicht übers Tal und den Thunersee.

Und dann: Einen wunderbaren Anflug mitten in den 30m-Kreis, nur gerade einen Meter oder zwei vom Punkt entfernt! Das ist mir seit Monaten nicht mehr gelungen! Yay me!

Rauf und wieder runter und auch beim zweiten Mal wieder im Kreis gelandet.

Das Wetter hielt unerwarterterweise noch immer und so fuhren wir nochmals rauf und flogen runter. Wieder landete ich im Kreis, souverän und ohne gross murksen zu müssen.

Wow, endlich das Erfolgserlebnis das ich brauchte. Damit kann ich nun definitv eine Anmeldung an die praktische Prüfung ins Auge fassen.

Das Wetterglück an diesem Tag hielt übrigens noch länger an. Bei der Rückfahrt im heissen Bus beschloss ich danach noch kurz in die Aare zu gehen. Nach einigem hin & her mit Einkaufen und Velo am Bahnhof holen gehen, schaffte ich doch noch einen kurzen Schwumm neben dem Lorrainebad kurz bevor dann die Regenzeit gestern Abend wieder begann.

Runter kommen sie fast immer

Das alte Fliegersprichwort ist nicht ganz korrekt wie ich heute herausgefunden habe. Es geht nicht zwangsläufig abwärts mit mir. Aber dazu später mehr.

Die etwas starken Winde bewogen unseren Fluglehrer heute dazu von Flügen über den Schwarzsee zu verzichten und wir begaben uns des morgens nach Mürren wo wir mit Seil- und Sesselbahn zum Startplatz auf dem Schiltgrat begaben. Ich breitete freudig meinen neuen alten Schirm aus und wenig später gings los. Starten war auf der leicht abschüssigen schneebedeckten Piste nicht so ein Problem, nur ich brauchte zwei Anläufe: Beim ersten Mal lief ich zuwenig schnell und der Schirm fiel hinter mir wieder zu Boden. (Grmbl, ein vollbesetztes Restaurant sah dabei zu…) Von dort flogen wir zwischen den Skifahrern hindurch einen spektakulären Flug knapp 1200m tiefer zurück zum Landeplatz bei der Talstation der Luftseilbahn.
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Das Tal besteht quasi aus zwei senkrechten Felswänden, dort ist das Fluggefühl etwas eingeschränkter als bei den letzten Flügen über dem Thunersee. Es war spannend, aber auch ziemlich ruhig da die erwarteten Aufwinde in der Thermik ausblieben. Zuerst rechneten wir noch mit einem stündigen Flug, geblieben waren davon ca. 20 Minuten.

Für den zweiten Flug entschlossen wir uns zurück nach Interlaken zu fahren und dort wieder vom Luegisbrüggli zu starten. Dort blies der Wind im Moment angenehm zügig und so war das Starten für dieses Mal kein Problem. Die Thermik war ziemlich stark und so konnte ich zum ersten Mal etwas aktiv an Höhe gewinnen indem ich mich am Berg hochhangelte. Leider war ich nicht ganz alleine am Himmel und ich entschloss mich bald einmal wieder Richtung Landeplatz zu fliegen. Die Landung war ok, der jetzt etwas stärkere Talwind machte das Einschätzen des Landeplatzes etwas komplizierter: Man bleibt streckenweise quasi in der Luft stehen und kaum dreht man sich weg vom Wind, bläst einen dieser quer übers Feld. Und das heisst hier: In Richtung Schiessstand wo zu dem Zeitpunkt scharf geschossen wurde.

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Beim zweiten Start vom Luegibrueggli war der Aufwind etwas schwächer, dafür war am Grund der Talwind in der Zwischenzeit sehr stark geworden. Jürg fand dass wir dennoch fliegen können, die Gefahr im See zu landen war in dieser Situation gering, wir mussten uns eher Sorgen machen erschossen zu werden.
Das war allerdings dann mal für 20 Minuten nicht mein Hauptproblem: Ich kam nämlich gar nicht erst runter. Die Thermik war so stark dass ich schon bald nach dem Start weiter über dem Startplatz meine Kreise drehte und dabei kaum Höhe verlor. Für gewöhnlich reicht Kurvenfliegen einfach aus um hinunter zu kommen, aber bei diesen Aufwinden blieb ich mit diesem Manöver nur mehr oder weniger auf der gleichen Höhe. Zum Glück gibt es in diesen Situationen Fluglehrer die per Funk Ratschlag geben. Und zum Glück hat meiner letzte Woche schon mit mir Ohren einklappen geübt: Indem ich künstlich die Gleitschirmfläche verkleinere, verliere ich viel schneller als normal an Höhe. Mehrere Minuten musste ich die äussersten Flügelenden mit den sogenannten A-Leinen herunterziehen um endlich in Bodennähe zu gelangen. Als ich endlich mal unten war, erschwerten turbulente Bodenwinde eine saubere Landung: Wieder hängte ich in der Luft, wenige Meter über Grund, kaum vorwärtskommend, der Schiessstand unangenehm nah.

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Die endgültige Landung erfolgte dann doch sanfter als erwartet. Aber selbst die alten Hasen vor Ort fanden dass sie noch selten derartige Windverhältnisse im Lehn gesehen hätten. Einer der Deltaflieger hatte weniger Glück als ich, kam aber mit Materialschäden davon. Zeit und Wind war in diesem Moment schon soweit fortgeschritten dass wir diskussionlos einpackten und uns auf den Rückweg machten.

Die Erfahrung war trotzdem gut, derartig an Höhe gewonnen hatte ich zuvor noch nie. Und ich kann jetzt die Angst der Piloten vor Cumulonimbus-Wolken verstehen: Aus solchen Thermikverhältnissen lebendig herauszukommen, grenzt an ein Wunder.

Und wenn wir schon dabei sind: Noch ein Flugtag

Auch am Sonntag war tolles Wetter angesagt, aber auf Grund der starken Bise war Interlaken weiter mehr oder weniger das einzige Gebiet wo geflogen werden konnte. Auf der Hinfahrt waren starke Schneeverwehungen auf den Bergen sichtbar, aber wir waren zuversichtlich dass das Niederhorn den meisten Wind von den unteren Startplätzen abwandte.

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Zuerst versuchten wir uns auf dem unteren Teil vom Startplatz Amisbühl. Knifflig und nicht ganz ideal war dort der Umstand dass jeweils nur ein Schirm ausgebreitet werden kann, sowie dass der Boden extrem glitschig vom feuchten Schlamm war. Aber mit etwas gegenseitiger Hilfe war man schnell startklar und konnte auch an diesem steilen Hang einfach abheben. Die Sonneneinstrahlung sorgte für etwas Thermik was sich in einem weniger ruhigen Flug auswirkte, aber alles in allem lief auch dieses Mal alles gut.

Nach dem ersten Start ist der grösste Teil der Nervösität wieder verflogen. Das Fliegen selber ist eigentlich nie das Problem, diese Anfängerschirme sind so sehr auf Sicherheit ausgerichtet dass in Luft praktisch nichts passieren kann. Unabsichtlich kann man sowieso fast keinen Pilotenfehler provozieren, man muss schon absichtlich blöd tun um einen solchen Schirm zum Absturz zu bringen. Selbst so lustige Übungen wie Ohren einklappen (D.h. den äussersten linken und rechten Teil des Schirmes im Flug einzuklappen um schneller zu sinken) sind schon von Haus aus vorgesehen und mit speziellen Leinen unterstützt. So gewinnt man schnell das Vertrauen ins Material und kann sich bei jedem Flug mehr zurücklehnen und entspannen. Ich vergleiche es gerne mit Kontaktlinsen tragen: Am Anfang hat man noch Angst vor Augenverletzungen, aber mit der Zeit merkt man dass diese Organ ziemlich viel aushält und man stochert nach Belieben auf dem Augapfel rum.

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Wie schon gestern hatte ich dann im Verlauf des Tages wieder Windglück: Beim zweiten Flug vom Lueggisbrüggli aus konnten nur ich und Imo starten, danach war der Wind zu stark und wieder mussten den Rest der Gruppe abholen gehen. Wir fuhren wieder zum Startplatz Amisbühl wo sich zum Glück der Schlamm langsam verfestigte. Einen weiteren Start dort konnten alle ohne Reibereien geniessen, nur etwas Geduld brauchte es: Wir waren bei weitem nicht die einzigen im Gebiet und auf diesem Startplatz. Es befanden sich noch mindestens ein Dutzend Gleitschirme und Deltasegler über uns in der Thermi als wir Schüler bescheiden unten durch flogen. Beim freiwilligen vierten Start war schon bedeutend weniger Verkehr. Das lag wohl daran dass sich die Sonne langsam aber sicher zurückzog und es deutlich kälter wurde.

Mit einer gemütlichen Rückfahrt nach Bern endete auch mein letzter Flugtag dieser Woche. Ab Montag heisst’s dann wieder zurück ins Büro gehen und auf gutes Wetter am nächsten Wochenende hoffen. In der Zwischenzeit darf ich mir den Kopf zerbrechen welche Ausrüstung ich mir genau leisten will/kann. Wenn alles gut läuft, werde ich am Samstag mit meinem eigenen Schirm meine Kreise ziehen können.

4x rauf & runter

Am Samstag waren sämtliche Wetterprognosen gut, nur am Morgen könne es noch vereinzelt Wolken haben. Und so tauchten wir ziemlich früh wieder in Interlaken auf und befanden uns wenig später prompt im dichten Nebel und Schneegestöber. Zeit für einen ersten Restaurantbesuch.

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Etwa eine Stunde später konnten wir uns zum Startplatz Lueggibrüggli begeben und uns dort im Neuschnee ausbreiten. Nach kurzer Wartezeit tat es dann endlich auf, so dass wir wenigsten auch eine Ahnung hatten wodurch es zum Landeplatz ging. Von der gestrigen Starterei noch ganz nervös trat ich als erster an und dieses Mal klappte es auch auf Anhieb. Wind, Gelände und Schirm spielten alle mit und ermöglichten mir ein reibungsloses Abheben und etwa 8 Minuten später eine sanfte Landung zurück im Lehn.

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Die erste Runde verlief allen gut und so waren wir wenig später wieder oben und machten uns wieder bereit. Ich flog wieder als einer der ersten raus und kam wohlbehütet unten wieder an. Der nächste Pilot hatte weniger Glück: Eine Leine hatte sich verheddert und liess den Schirm nicht richtig aufgehen, so dass das ganze Fluggerät nach links wegkippte und in einem Baum landete. Glücklicherweise passierte dem Piloten nichts, er war noch auf dem Boden. Aber dafür musste er sich eine halbe Stunde mit Aus-Dem-Baum-Pflücken beschäftigen. In dieser Zeit fuhr Jürg diejenigen die schon am Landeplatz waren wieder hoch.
Der dritte Start ging dann wieder ohne Probleme über die Bühne. Ideal um sich etwas im Kurvenfliegen zu üben und weiter Erfahrungen im Landeanflug zu sammeln. Die Schwierigkeit ist es die Höhe einschätzen zu können ab der man sich in die einzelnen Phasen der Landevolte begibt (Gegenanflug, Queranflug, Endanflug). Fehler können noch immer korrigiert werden, aber idealerweise landet man immer in der Nähe des Parkplatzes um sein Material nicht zu weit schleppen zu müssen.
Mittlerweile war ich bereits an meinem vierten Flug: Ich startete wieder als einer der Ersten und hatte mit Ostwind zu kämpfen. Dieses Mal durfte ich keine Kapriolen mehr fliegen und musste direkt zum Landeplatz zurück, wenn ich nicht in den Thunersee getragen werden wollte. Die Landung war wegen des starken Windes der plötzlich wehte auch etwas unsanft, aber ich kam einmal mehr heil runter. Etwas mehr Pech hatten diejenigen die noch oben auf schwächeren Wind warteten: Schon wenig später gab Jürg das Signal zum Abbruch; sie mussten wieder zusammenpacken und mit dem Bus runter. Das gehört leider auch dazu, aber der Wind war inzwischen definitv zu stark und würde nicht mehr schwächer werden.

Damit war auch dieser Flugtag zu Ende und ich durfte mich ab meinen vielen Flügen freuen. Andere unserer Gruppe konnten gerade Mal die Hälfte fliegen.

Die ersten zwei Höhenflüge

Gleitschirmfliegen lernen geht schnell: Bereits am Freitag, am dritten Tag fuhr Jürg uns hinauf auf Interlaken wo sich die Berge tummeln und Touristen türmen. Vom Startplatz Amisbühl gings zum ersten Mal an einen Höhenflug. Etwas nervös breiteten wir an dem relativ steilen Hang aus.

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Die vielen Bäume links und rechts sowie etwas weiter unten machten uns etwas Sorgen. Glücklicherweise war der Wind ideal und so hoben wir ohne Probleme einer nach dem anderen ab. Der Flug war ruhig und unspektakulär für die Zuschauer, aber zum ersten Mal für längere Zeit in der Luft zur Hängen und auch mal kurz einen Blick in die Landschaft zu werfen ist… unbezahlbar.
Nach 800 Meter Höhendifferenz und etwa 10 Minuten Flug kamen wir dann einen nach dem anderen auf dem Landeplatz Lehn an. Die Landung verlief ruhig, ich traf sogar den Kreis der für die ebenfalls anwesenden Prüflinge ausgelegt wurde. Gutes Omen für meine praktische Prüfung irgendwann später.

Für den zweiten Flug nahmen wir die Bahn von der Beatenbucht hinauf aufs Niederhorn. Dort trafen wir auf Schnee, völlig unerwartet so mitten im Frühling.

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Der Start gestaltete sich (für mich) schwieriger als zuvor: Die Wiese war flacher, schneebedeckt und mit Abwind gestraft. Das heisst mehr rennen auf schwierigerem Grund.

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Im ersten Anlauf überschoss mich mein Schirm, d.h. er glitt während dem Aufziehen über mich und fiel vor mir wieder zu Boden.
Wieder hoch gekraxelt und die Leinen entwirrt dann der zweite Versuch: Ich hebe kurz ab und sitze nach zwei Metern wieder am Boden.
Der dritte Versuch verlief ebenso.
Beim vierten, fünften und sechsten Startabbruch lag ich am Boden, der elende Schnee warf sich mir zwischen die Beine.

Beim siebten Anlauf klappte es eeendlich. Dementsprechend befreiend war das Gefühl nochmal so richtig abzuheben. Der Flug dauerte dieses Mal über 20 Minuten und es ging etwa 1400 Meter runter. Leider wurde es schon ziemlich kalt und ich konnten diese schöne Strecke nicht so geniessen wie ich wollte. Und netterweise hat der Rest der Gruppe unten geduldig auf mich gewartet. Ich war immerhin über eine Stunde mit Starten beschäftigt und hoffte darum auch dass ich am nächsten Tag etwas schneller in den Himmel komme.