Die letzten Flüge vor der Prüfung

Nachträglich möchte ich hier noch meine letzten Flugtage vor der praktischen Gleitschirmprüfung zusammenfassen.

Am 28. und 29. Juli begaben wir uns bei nicht ganz einwandfreiem Wetter nach Grindelwald um dort von der First zu starten. Leider waren die Athleten vom Red Bull X-Alps zu diesem Zeitpunkt noch nicht am Wendepunkt Eiger angekommen und so konnten wir dem Spektakel nicht beiwohnen.

Der Samstag verlief in Grindelwald relativ unspektakulär, bis auf den abschliessenden Ausflug auf die Schynige Platte.

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Wie die Touristen benahmen wir uns beim Hinauffahren. Das gemütliche Bähnchen tuckerte gemächlich über eine Stunde den Berg hinauf. In Breitlauenen stiegen wir aus und marschierten noch eine Viertelstunde bis zum Startplatz Kreuterwiese.

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Einmal mehr: Grandiose Aussicht aufs Berner Oberland. Kein Wunder wird Interlaken und Umgebung derart oft von ausländischen Gästen besucht.

Der Flug von der Platte hinunter zum ehemaligen Flughafen Interlaken gelang mir wieder nicht: Die Aufwinde waren nur schwach, aber dennoch nutzbar (Wie die erfahreneren Piloten eindrucksvoll zeigten). Ich hingegen geriet schnell in einen Lee-Rotor und wurde hintergedrückt, so dass ich ziemlich bald mal landen musste.

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Tags darauf, wieder zurück in Grindelwald, wurden wir plötzlich von Kühen umzingelt welche unseren leuchtenden Schirmen nicht wiederstehen konnten und unbedingt daran knabbern wollten. Unser Starthelfer fragte noch schwach ob sich jemand mit Kühen auskennt und ich versuchte mich an meinen letzten Hüteinsatz zu erinnern, damals war ich wohl noch nicht mal 10 Jahre alt. Glücklicherweise zogen die Viecher dann bald einmal von dannen und wir konnten zu fliegen beginnen.

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Fast hätte ich aufgrund des krassen Seitenwindes wieder mit der Seilbahn runter müssen, glücklicherweise haben wir etwas gewartet. Natürlich hatte der Wind aber erst aufgegeben als wir bereits unser ganzes Material zusammengeräumt haben. Wir legten also erneut aus und flogen runter. Und hatten derart Gegenwind dass wir es alle nur knapp bis zum Landeplatz schafften. Jürg hatte bereits raufgefunkt dass wir nach alternativen Wiesen Ausschau halten sollten. Das war aber schlussendlich nicht notwendig, alle erreichten den Landeplatz Grund.

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Am 1. August fuhren wir für einmal nach Kandersteg. Auf dieses Fluggebiet freute ich mich besonders: Als Kind sah ich beim Warten auf den Autoverlad dort zum ersten Mal Schirme am Himmel kreisen. Darum konnte ich es kaum erwarten jetzt selber über die Klippen rauszuspringen. Wunderschönes Wetter, leichte Thermik und eine gemütliche Gruppe machten den Tag zu einem besonderen Erlebnis.

Am folgenden Wochenende fuhr ich an den Schwarzsee um ein letztes Mal für die Prüfung vorzubereiten. Am Samstag erlaubte die strahlendes Sonne einen wunderschönen Thermikflug vom Hohmattli herunter. Selbst unsere blutigen Anfänger konnten dort aufdrehen, sehr zum Missfallen von Andi dem mehrfach der Vortritt abgeschnitten wurde. Auch mir wurde es dann langsam zu bunt und ich ging landen.
Tags darauf, allerletzte Chance um zu üben, tat ich was ich in solchen Situationen immer tue: Sämtliche Vernunft am Boden lassen und trotzt Fieber und Durchfall schleppte ich mich auf den Berg. Schliesslich besann ich mich doch noch und brach diese Übung nach 2 Flügen ab.

Im Hinsicht auf die Prüfung hatte ich zwiespältige Gefühle: In den Doppelkreisen fühlte ich mich recht wohl, die Kreislandung wollte dennoch nur die halbe Zeit gelingen. Ich war wirklich gespannt auf das Resultat.

Polysportives Wochenende (11 Höhenflüge)

Und plötzlich ist der Sommer zurück. Dank viel Zetter & Mordio kriegte ich am schönsten Wochendende seit langem auch den Freitag frei. (Es lohnt sich immer zu heulen.)

Also auf in den Jura. Da Jürg einen Grundkurs abhielt, musste ich für meine Höhenflüge am Freitag eine andere Flugschule aufsuchen. Ich entschied mich wieder Markus von der Flugschule Jura zu besuchen. Das Wetter lockte noch eine Menge anderer Leute vom Arbeitsplatz weg und so zwängten sich knapp 20 Personen in den Bus um auf den Sonnenberg hinter Matzendorf hinaufzufahren.

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Wie immer beim Besuch einer anderen Schule hinterliess der erste Flug einen schlechten Eindruck: Langsame Kreise, vermurkster Landeanflug und dann habe ich fast noch einen Strömungsabriss provoziert (Was in der Endphase der Landung, so 10-15 Meter über Boden tendenziell eher tragisch enden würde). Wenigstens war ich nicht der einzige mit Problemen, der Fluglehrer am Boden war nur noch am fluchen und wettern.

Die nächsten zwei Flüge gingen wesentlich besser. Das Starten lief problemlos, war aber immer spannend da man nur wenige Meter über die Baumwipfel vom Startplatz aus hinausflog. Am Abend gab es zum Abschluss noch eine Videoauswertung der Starts, das war aufschlussreich und teilweise sehr witzig. In Slow-Motion sieht einfach jeder doof aus.

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Samstag und Sonntag verbrachte ich wieder in der eigenen Schule. Wir sind dem Red Bull Air Race in Interlaken ausgewichen und an den Schwarzsee gefahren. Unter der brennenden Sonne machten wir am Samstag Flüge bis zum umkippen. Gottseidank gibt’s heutzutage High-Tech Sonnencreme, ansonsten hätte es diese Tage heftig rote Köpfe gegeben.

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Nach fünf einigermassen erfolgreichen Flügen hatte ich genug, die Hitze machte mir zu schaffen und… Es was einfach zu heiss, selbst nach literweisem Wasserkonsum fühlte ich mich am austrocknen.

Zum Glück hatte ich dieses Mal die Badehosen dabei. Das Wasser sah verlockend… ähm… grün aus als ich reinsprang. Es stellte sich als eher dreckig grün heraus und war zudem eiskalt (Schätzungsweise um die 12°). Schnell sass ich mich in der Beiz wieder an die Sonne.

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Tags darauf am Sonntag wanderten wir für den zweiten und dritten Flug auf die Hohmatt. Polysportivmässig kraxelten wir den Berg hinauf, etwa 20 Minuten dauerte der Aufstieg von der Strasse zur Startwiese. Habe ich schon erwähnt dass es an jenem Tag heiss war? Schweissgebadet ist gar kein Ausdruck für den Zustand in dem wir oben ankamen. (Auf dem Foto ist die Linse auch ganz verschwitzt.)

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Thermisch hatte ich auf den Flügen dort einmal mehr Pech: Es trug mich nicht wie andere in die Luft, ich konnte nur knapp meine Höhe behalten. So fand ich mich schon 20 Minuten später auf dem Boden.

Es geht noch 21 Tage bis zu meiner praktischen Prüfung. Langsam aber sicher habe ich das Programm im Griff, dennoch fühle ich mich noch nicht zu 100% sicher. Hoffentlich bleibt das Wetter dementsprechend gut um mir noch etwas Trainingsmöglichkeiten zu bieten.

Über Stock und Stein (3 Höhenflüge in Schwarzsee)

Nach zwei Monaten Abstinenz und ein bisschen Terminschiebereien hat es vergangenen Samstag unerwarterterweise geklappt: Ich konnte wieder in die Luft gehen.

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Um den Nachmittagsgewittern möglichst aus dem Weg zu gehen fuhren wir schon am Morgen früh an den Schwarzsee und flogen dort von der Riggisalp hinunter ins Tal. Das sind etwas über 400 Meter Höhendistanz die man in 5 bis 6 Minuten zurücklegt. Nichts spektakuläres, aber ideal um wieder in Übung zu kommen. Jürg schickt uns sonst ab drei Monaten Abwesenheit wieder zurück an den Übungshang.

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Über die Flüge selber gibt es nicht viel zu berichten: Ausser für die halbwegs gelungenen Doppelkreise blieben bei diesen Höhen keine Reserven um weitere Manöver zu fliegen. Die Landungen waren allesamt daneben, da darf ich definitiv noch etwas länger herumüben. Thermik war eher schwach, wer zu lange vergebens versuchte an Höhe zu gewinnen landete danach fast im See.

Die Wolken und die aufkommenden Winde haben nach den drei Flügen leider weitere Starts verhindert. Noch als wir auf dem Sessellift waren rief uns der Starthelfer hinauf dass für heute Schluss ist. Etwas enttäuscht wollten wir schon wieder herunterfahren als Päscu, ein weiterer Flugschüler, spontan die Abfahrt mit den Monster-Trottinetten vorschlug. Interessante Teile: Extrem belastend für die Hände & Arme da man nicht absitzen kann, dafür kann dank der grossen Pneus praktisch jedes Gelände bezwungen werden. Über Wiesen und Schotterstrassen gings staubend hinunter zur Talstation, wo unsere Schirme schon wieder auf uns warteten. Und mit denen wir uns danach ins Restaurant verzogen um dort noch die Sonne zu geniessen. Fast so schön wie fliegen.

Im Gespräch im Restaurant bemerkte ich aber anschliessend doch noch wie praktisch in solchen Situationen mit unklarer und schwacher Thermik ein Vario ist. Da ich mein ausgeliehenes Flytec 5020 wieder zurückgab und es trotz der coolen GPS-Funktionen für zu teures Spielzeug halte, kaufte ich mir diese Woche ein günstigeres, kleineres und einfacheres Flytec 6005. Typisches Schweizer Elektronikprodukt: Solide und hochpräzis, aber immer diese fürchterliche Benutzerführung. Ich hoffe es bis nächste Woche beim Trekkingkurs der Flugschule Jura im Griff zu haben. Die Sommerferien stehen an und das Wetter spielt hoffentlich für möglichst viele Flugtage mit.

Meta-Aprilscherz in der Flugschule: Chrigel Maurer und Joya Rennt

Die besten Aprilscherze sind diejenigen, die realistisch wirken und deren Scherzhaftigkeit bis am Schluss nie bestätigt ist.

Gestern Sonntag erlebte ich einen solchen, als am Tag zuvor auf unserem Flugprogram für den 1. April folgende Ankündigung stand:

Für die Sat 1 Sendung Joya Rennt führen wir morgen Tandemflüge für die Kandidaten durch. Dabei werden wir von Chrigel Maurer (PWC Sieger 2006, Weltrekordhalter, Europameister 2004, Acrocrack) unterstützt. Er wird die Kandidaten um 13.00 mit ein paar tollen Acromanövern begrüssen.

Das war zwar halbwegs realistisch, aber irgendwie… Da das ganze in Schwarzsee mit seinen 400 Meter-Flügchen stattfand, fand ich das ganze etwas suspekt. Jürg, der Fluglehrer und seine Freundin amüsierten sich köstlich als sie uns bei der Hinfahrt mit wiedersprüchlichen Informationen zu der Ernsthaftigkeit der Ankündigung versorgten.

Und so ging das den ganzen Tag weiter. Ich war mittlerweile ebenfalls verwirrt und harrte der Dinge die da kamen, bzw. konzentrierte mich mal auf meine eigenen Flüge von der Riggisalp herab in den blauen Himmel.

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Als ich unten war hiess es tatsächlich das Chrigel Maurer oben auf dem Startplatz sich bereitmacht. Das Joya Rennt-Auto tauchte ebenfalls auf und zerstreute damit alle Zweifel am Aprilscherz: Es handelte sich um einen Meta-Aprilscherz, die Verpackung als Scherz war der Witz an sich.

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Auf diesem Foto nicht ersichtlich sind die spektakulären Manöver mit denen Chrigel Maurer den Joya-Kandidaten Angst einjagte, bevor sie selber hinauf mussten und zwei Tandemflüge tätigten.

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Die Entschlusslosigkeit der Kanditaten liess einen Teil des Tages leider zu einer Geduldspartie werden, aber schlussendlich schafften sie es doch noch sich zu überwinden und abzuheben. Zusammen mit dem Kamerateam flogen sie zusammen den Berg hinunter.

Trotz intensiven Versuchen meinerseits (Nein, nicht wirklich) werde ich in der Anfangs Mai ausgestrahlten Sendung nicht zu sehen sein.

Als der ganze Rummel dann endlich zu Ende war, konnten wir noch in Frieden weiter unsere Runden drehen. Heute kam ich auf 4 Höhenflüge und 0 Bruchlandungen, dafür ist der Schirm jetzt wieder feucht und dreckig. Der Schnee von letzer Woche war mittlerweile geschmolzen und hatte den Landeplatz in eine Schlammpfütze verwandelt. Zum Glück hatten wir wenigstens tolles Wetter…

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Wunderbares Wetter zum Skifahren (5 Höhenflüge)

Im Unterland mag es ja nicht so schön gewesen sein, aber im Freiburger Oberland dafür umso mehr: Beim Schwarzsee scheinte am vergangenen Sonntag praktisch den ganzen Tag die Sonne am blauen Himmel. Frisch gefallener Schnee hätten das zu einem wunderbaren Skitag gemacht.

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Aber wir waren nicht zum Skifahren da, nein, Fliegen war wieder angesagt: Früh am Morgen fuhren wir zusammen mit den Wintersportlern hinauf auf die Riggisalp, gleich neben der Sesselbahn machten wir uns dort auf der Skipiste breit. Normalerweise ist das untersagt und tendenziell auch eher dumm (Skis und ausgelegte Gleitschirme mögen sich nicht), aber da es sich beim Schwarzsee um das Stammfluggebiet unseres Fluglehrers Jürg handelt, hat er eine stehende Abmachung dort im Gebiet.

Die Flüge waren eher kurz und nicht besonders hoch, gerade mal 420 Höhenmeter ging es vom Startplatz runter. Es blieb kaum Zeit um in der Luft Manöver zu machen, gerade einmal in meinen 5 Flügen konnte ich einen Doppelkreis probieren. Und musste darauf auch gleich wieder landen. So haben wir an diesem Tag vorallem das geübt: Starten und Landen.

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Lustigerweise lag auf dem Landeplatz ca. 40cm Neuschnee. Das gab ein paar lustige Szenen dank den versteckten ‚Glunggen‘ und Bächlein quer durchs Feld. Auch ich hatte bei meiner ersten Landung eher Pech: Ich wurde zwar nicht nass, war aber so überrascht im Schnee festzustecken, dass ich keinen Schritt mehr tat und sich mein Schirm vorne in den Schnee grub, mit der Kalottenöffnungen voran. Ich durfte aus 38 Luftzellen Schnee rauskramen. Und bei der dritten Landung fiel der Schirm halb über mich, was mir die Leinen heftig verknüpfte. Zu zweit haben wir darauf während 20 Minuten die Schlaufen wieder zu lösen versucht. Selber überrascht hat mich dass ich nie im See gelandet bin.

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Und da war dann noch das Anstehen: Die Skifahrer stolpern mit ihren Brettern rum und wir Gleitschirmflieger erschlagen dafür mit unseren riesigen Rucksäcken fast die kleinen Kinder.

Alles in allem war der Tag unspektakulär verlaufen. Ich habe etwas mehr Übung im Abschätzen der Höhe beim Landeanflug erhalten, aber treffe den Kreis dennoch kaum mehr. Irgendwie war das als blutiger Anfänger noch einfacher. Jetzt hocke ich zu Hause, mit Sonnenbrand, und habe meinen Schirm zum Trocknen quer durchs Zimmer aufgehängt. In freudiger Erwartung aufs nächste sonnige Wochenende.