Heute Abend habe ich an der Sektionsversammlung Bern der Mobility-Genossenschaft teilgenommen. Von den fünfzig Personen im Raum gehörte ich mit 30 Jahren zu den Jüngsten.
Den Generationengraben spüre ich im Verlauf der Diskussion deutlich: Die Mobility-Kundschaft besteht zu 44% aus Genossenschaftlern, der Rest teilt sich auf auf Businesskunden und eine jüngere, stark fluktuierende Gruppe aus Jahresabonnenten und temporären Mitgliedern. Währenddem die Genossenschaftler aus Überzeugung und Ideologie auf ihr Auto verzichten (Und dabei lustigerweise eine sehr konservative Einstellung an den Tag legen), so sind die restlichen 56% nicht emotional mit der Idee autolos* verknüpft. Daraus ergeben sich zwei unterschiedliche Anforderungen an die Geschäftsleitung: Genossenschaftsgedanke einerseits, und agiles Reagieren auf den Markt auf der anderen Seite. Das seit 13 Jahren andauernde Wachstum wird gerade von den langjährigen Mitgliedern nicht unbedingt positiv aufgefasst. Diese und weitere Diskussionen werden zweifelsohne an jeder Delegiertenversammlung aufs Neue geführt. (Zur Info: Die Genossenschaft ist mittlerweile international tätig und generiert in der Schweiz mit knapp 90’000 Kunden einen Umsatz von fast 60 Millionen Franken.)
Das war alles sehr spannend. Ich möchte nur nicht der Verwaltungsratspräsident sein, der versucht, einen Nachhaltigkeitsbericht zu verfassen, aber dabei dauernd mit dem Thema Kindersitze und Hundehaare beschäftigt wird.
Interessant auch die Verteilung der Standorte: Die grossen Städte der Schweiz sind abgedeckt, die Agglomeration wird langsam aber sicher erschlossen. In der Westschweiz läuft die Expansion noch zögerlich, dort ziehen allerdings die Gemeinden mehr und mehr mit. Im Wallis und Tessin hingegen herrscht tote Hose. ‚Dank‘ dem schlechten ÖV-Angebot in diesen Regionen, ist der Anteil an Privatwagenbesitzern sehr hoch und die Nachfrage nach Carsharing sehr tief.
Eine weitere präsentierte Statistik betrifft das Nutzungsverhalten: Ca. 25% der Reservationen werden ein bis zwei Stunden vor der Fahrt gemacht, der grösste Teil in den zwei Tagen zuvor, nur gerade 20% reserviert mehr als 48 Stunden im Voraus.
Wobei ich wieder bei meinem Lieblingsthema bin: Je länger ich darüber nachdenke, desto überzeugter bin ich, dass eine öffentliche API zum Mobility-Reservationssystem eine Gute Idee ist. Einen ersten Kontakt zur Sektion habe ich heute geknüpft, jetzt muss ich nur noch herausfinden, wie ich API einen Nicht-Informatiker erkläre.
* = Witziges Detail: Viele Mitglieder gehen verloren, weil sie nach dem Verkauf des privaten Autos und nach einer Übergangsfrist als Mobility-Benutzer plötzlich realisieren, dass sie überhaupt kein Auto mehr benötigen. Das ist zwar im Sinne der Nachhaltigkeit, aber nicht im Sinne des Geschäfts.