Just als Umberto Eco in einem Essay den Tod der Handschrift beklagt (Und das Newsnetz ihm herrlich holpernd nachäfft, inklusive reaktionärer Benutzerkommentare), erscheint von Dennis Baron, Professor in Englisch und Linguistik, das Buch A Better Pencil.
In einem Interview bei Salon.com erläutert Baron die Prämisse: Jeder Fortschritt in Kommunikationstechnologie in der Vergangenheit wurde mit Misstrauen begegnet. Sei es die Schrift selber (Plato war dagegen), das Telefon oder nun die Computer, jede Neuheit wurde als Beginn des Ende der Kultur verschrien.
Nonsense sagen Baron und ich.
Mir fällt das Schreiben in meinem Blog leicht. Im Gegensatz dazu hatte ich im Gymnasium enorme Mühe mit dem Verfassen von Aufsätzen. Die lineare Arbeitsweise entsprach mir gar nicht, die Handschrift bietete nicht die Flexibilität eines editiert- und herumschiebbaren elektronischen Textes. Kein Wunder waren meine Blätter voller Pfeile, durchgestrichener Blöcke und Formatierungshinweisen. Mit dementsprechend negativen Kommentar vom Lehrer.
Ich schreibe, artikuliere und verfasse seit dem Computerzeitalter viel mehr Text. Meine Ausdrucksstärke hat davon profitiert. Dafür lasse ich gerne die unbelegte persönliche Charakterentwicklung dank Benutzung von Handschrift fallen.
PS: Letzthin habe ich mich gefragt, ob die Schnürchenschrift heute noch an den Schulen gelehrt wird. Offenbar nicht: aktuell ist eine leicht kursive (Im Sinne von geschwungen) und ein wenig verbundene Druckschrift.
PPS: Mit meinem Deutschlehrer hatte ich schon damals ‚interessante‘ Diskussionen: Zu meiner Gymnasiumszeit fand die erste Modewelle für elektronische Bücher statt. Natürlich gefiel ihm diese Entwicklung nicht und provozierte uns Realgymnasiasten mit den entsprechenden Aussagen: Seelenlos, Buch-in-der-Hand-ist-haptischer etc. Lieber Herr W., tut mir leid, ich bin noch heute überzeugt von meiner Meinung: Text ist Text. Der Inhalt zählt, die Form ist egal.