Ferien wie echte Schweizer

Die letzten zweisamen Ferien von A. und mir verbrachten wir in Ruhe in einer schönen Wohnung im Tessin. Und erlebten für einmal, was Ferien für echte Schweizer bedeutet: Stundenlanges Autobahnfahren, geschicktes Ausweichen auf die Passstrasse, stockender Kolonnenverkehr auf den Betonstrassen der Magadino-Ebene, Einparkieren zwischen riesigen metallic-grauen und schwarzen Innerschweizern SUVs und dann endlich, der Gemeinschaftspool inkl. Nachbarschaftsintrigen und anonymer Nachrichten. Shoppen in Luino, Gelati am Laufmeter, Grotto und Merlot, Anstehen im Coop Tenero, Feuerwerk auf dem See, Essen im Seven in Ascona, ino in Locarno und dann wieder im Stau vor dem Gotthard.

Entspannend, aber irgendwie extrem gewöhnlich.

Tenero: Dorf/Autobahn/Campingplatz

Unser verlängertes Wochenende auf einem der sechs Campingplätze im kleinen Tessiner Dorf Tenero war geprägt von Sonne & Baden in wunderschöner Umgebung: Der Lago Maggiore, Locarno, Ascona, die waldbehangenen Berge, das Verzasca-Tal.

Tenero selber hingegen ist eine Ausgeburt von schlechter Städteplanung, ein kleines Drama, geflissentlich ignoriert von all den Deutschschweizern die dort ihre Sommer verbringen. Ich weiss nicht ob selbstverschuldet oder aufgezwängt, aber das Dorf sieht in etwa genau so aus: Dorf – Autobahn – Campingplätze. Der Platz am See wird von letzteren und dem riesigen Jugensportzentrum fein säuberlich in Parzellen gesperrt, dazwischen zwängt sich ein winziges Strandband für die Lokalbevölkerung.

Schön für mich als Campingplatzbesucher. Aber leben möchte ich dort nicht.