2011 habe ich begonnen die vom Bundesamt für Umwelt gemessene Aaretemperatur aufzuzeichnen. Meine grossen Pläne verwirklichte ich aber damals nicht. Ausser einer kleinen Temperaturanzeige und einer einfachen API für die Daten entstand nichts.
Etwa zur gleichen Zeit hat Kaspar Allenbach, ein mir damals unbekannter Grafiker ebenfalls eine neue Aare-Webseite lanciert. Grafisch war sie der meinen absolut überlegen, allerdings entwickelte er sie ebenfalls nicht weiter.
2013 stellten wir bei Meteotest nun zufälligerweise Kaspar Allenbach als Grafiker an. Schnell entstand die Idee eine gemeinsame Aare-Webseite zu erschaffen. Lange diskutierten wir, ernsthaft begonnen haben wir mit der Entwicklung aber erst Anfangs 2015: Kaspar kümmerte sich um das Design, ich um das Backend und die Daten. Reto Lehnherr stiess ebenfalls dazu und begann mit der Entwicklung der iPhone-App.
Das ganze Projekt zogen wir in unserer Freizeit durch, aus reiner Freude an der Sache. Mit Hilfe von Github, Dropbox und Slack kollaborierten wir vor allem in den Abend- und Nachtstunden intensiv. Die Zeit drängte: Wir wollten unbedingt vor den ersten Schwimmtagen fertig sein.
if(itzt - aareguru.wennIschEsGsii > aareguru.maximausAlter) {
aareguru.opdeit();
}
(Dümmer als berndeutsche Commitlogs ist wohl nur berndeutscher Code. Dafür habe ich gelernt, dass Umlaute in JavaScript-Variablennamen nicht in allen Browsern funktionieren.)
Nach einer besonders intensiven Phase des Programmierens (Vaterschaftsurlaub sei Dank) lancierten wir die Webseite Ende Mai und reichten die App am 31. Mai bei Apple ein. Und wurden völlig überrumpelt, als sie bereits einen Tag später im App Store erhältlich war. Und draussen begann die Sonne zu scheinen und kündigte einen Rekordsommer an.
Plötzlich ging alles schnell: Schon am Tag darauf sassen wir vor der Linse einer Bund-Fotografin und der Artikel dazu erschien wenig später. Zusammen mit einem 20 Minuten-Artikel schnellten die Download-Zahlen sofort in die Höhe.
Das Projekt war ein voller Erfolg. Wir lehnten uns den ganzen glorreichen Sommer zurück, badeten im Fluss und in der Aufmerksamkeit, und fühlten uns wie die Könige von Bern.
Ende Saison hatten wir über 100’000 Besuche auf der Webseite und 5000 Downloads der App erreicht.
Iglu boue bringts meh
Eine wichtige Lektion: All unsere coolen Features wie Aare-Temperaturprognose und minutengenaue Sonnenuntergangsanzeigen verblassten vor dem Lokalkolorit der berndeutschen Texte. Insbesondere sind die Temperatursprüche zitierbar und das führte zu wiederholten Erwähnungen des Aare.guru in der Presse.
Beflügelt von unserem Erfolg und etwas beschwipst nach einer „Sitzung“ im Barbière reichten wir die App im Herbst bei den Best Of Swiss Apps Awards 2015 ein. Unser Hobbyprojekt passte genau in die Kategorie Young & Wild und die Teilnahmegebühr dieser Kategorie passte genau in unser Budget.
Wenige Wochen vor der Preisverleihung erhielten wir ein Telefonat von den Organisatoren: Wir sind bei den Favoriten mit dabei und sie brauchen ein Werbevideo für die App von uns. Innerhalb zweier Wochen.
Kein Problem, antworteten wir, schliesslich war die Schwimmsaison vorbei und wir hatten wieder Zeit für solche Spässe. Das Material war schnell beisammen: Ein Storyboard auf einer A4-Seite, eine Digitalkamera, ein altes Mikrofon, ein geliehenes Fotostudio und ein spontan gedrucktes T-Shirt. Zufälligerweise hatte ich im Sommer ein paar Aare-Timelapses mit dem iPhone gemacht, kombiniert mit eingekauftem Ukulele-Sound, ein paar Animationen von Reto und frischen Porträtaufnahmen von Kaspar entstand in ein paar Nachtschichten unsere Johnny Ive-Parodie.
Stolz auf unser Werk warteten wir die Award-Gala ab…
…und wir gewannen Gold! Aare.guru gehört jetzt hochoffiziell zu den Besten Apps der Schweiz.
Motiviert ziehen wir uns in unsere Winterhöhlen zurück und basteln weiter. Der nächste Sommer kommt bestimmt, möge er so golden scheinen wie der diesjährige.