Trocknungsraum

Das hätte ich bei der Besichtigung der neuen Wohnung fast vergessen: Genügend Raum, um meinen Gleitschirm* zu trocknen. Zum Glück ist unser Estrich gross und die Nachbarn freundlich.

* = 28m^2 Fläche, 12m Spannweite.

Für die Aare hat’s dann nicht mehr gereicht..

Am Samstag lief ich den GP Bern. 16 Kilometer später war ich positiv überrascht: Die 1:38:53 sind zwar mein schlechtestes Resultat bisher, aber in Angesicht meiner mangelhaften Vorbereitung bin ich doch recht zufrieden.

Trotz geschundenen Füssen sattelte ich am Sonntag dann meinen Gleitschirm und ging nach langer Pause mal wieder fliegen. Zwei angenehme Flüge von der Möntschelen (Oberhalb von Blumenstein) reichten, um die alte Lust wieder zu erwecken.

Kaum zurück, gins an eine extraplanetare Geburtstagsparty bis spät in die Nacht, nur um wenige Stunden später wieder aufzustehen und den Zug Richtung Wallis zu nehmen: Unsere Reben verlangten nach Aufmerksamkeit.

Zurück in Bern habe ich fürs Nachtessen noch kurz den Grill angeworfen. Die Aare hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits über die magischen 14° erwärmt, aber meine Füsse machten das einfach nicht mehr mit.

Und jetzt ab ins Büro zur Erholung.

Volksfest Worldcup

20090110_landeplatz_worldcup

Am Samstag vor zwei Wochen flogen wir in Adelboden. Der gleichzeitig stattfindende Worldcup im Skirennen war eine fantastische Kulisse. Und da der zweite Lauf gleich nach unseren Landungen durchgelaufen war, konnten wir nicht widerstehen uns noch ‚kurz‘ ins Aprés-Ski zu begeben.

Kurz angemerkt: Ich persönlich hatte zuvor noch nie einem Skirennen beigewohnt und war deshalb nicht gefasst auf das was folgte:

20090110_alpenwind

Alpenwind nannte sich die Österreichische Band die kurz darauf das Festzelt mit ihren teils obszönen Coverversionen aus den letzten 20 Jahren der Deutschen und Schweizer Schlagerszene erfreute. Dazu wurde gesoffen, Fahnen geschwenkt, gepfafft und mitgegrölt. Über Stunden hinweg, ohne Unterlass. Das einzige Ziel vor Augen: Die Festbänke müssen sterben. Was sie dann auch bald taten.

Ich nahm das knirrschende Geräusch von Metallstangen welche unter der Übermacht von Eidgenossen in sich selber zerfielen zum Anlass das Weite zu suchen. Nicht ganz immun gegen Gruppendruck war ich zu diesem Zeitpunkt bereits stark betrunken und durfe die Folgen des Gelages noch am nächsten Tag spüren.

Was habe ich daraus gelernt? Mit genügend Alkohol finden alle alles lustig. Mit genügend Alkohol leben Schweizer Traditionen erst richtig auf. Nur mit genügend Alkohol hält man diese auch aus.

Ich habe mich gerne für einmal unter die Massen gemischt. Aber in Zukunft verzichte ich lieber auf allzuheftige Traditionsausübung.

Mit 16.7m/s dem Boden entgegen

(Mami, falls du das hier liest: Ich weiss (meistens) was ich mache. Du kennst mich, ich suche nicht den Kick, nicht den Adrenalinrush. So etwas mache ich sicher nicht mit Absicht.

Vielleicht solltest du diesen Artikel einfach überspringen. Zusammenfassung: Ausser ein paar Beulen nichts passiert.)

20080628_notschirm

Alternative Titel für diesen Artikel:

Mehr Glück als Verstand

oder

Aus der Reihe: Knapp am Tod vorbei

oder

Ich bin unkaputtbar, ich bin Superman

oder

Notfallschirm amortisiert

Ich bin unzerstörbar. Noch jedes Mal hatte ich bei meinen Unfällen Glück, noch nie habe ich mir auch nur einen Knochen in meinem Körper gebrochen, kein Band überdehnt, keinen Muskel gerissen. Gestern hatte ich meinen ersten Gleitschirmunfall und einmal mehr: Bis auf ein paar Prellungen und Schrammen habe ich mir nichts ernsthaftes eingebrockt.

Der Ort des Geschehens war Grindelwald, ein schöner Tag mit dem Versprechen auf Thermik und Streckenflugmöglichkeiten. Viele Piloten auf und über der First, etwas windig war’s, dennoch nicht extrem. Angedacht war von Grindelwald aus Richtung Faulhorn zu fliegen und von dort aus dem Grat entlang nach Interlaken zu kommen. Das ist kein schwieriger Flug und eine beliebte Aufgabe für Streckenfluganfänger wie mich.

Ich startete um 13:18 und konnte zügig aufdrehen. Die Luft war etwas unruhig aber meiner Meinung nach nicht speziell turbulent. Über dem sogenannten Waldspitz etwas westlich von der First konnte ich bereits 300 Meter an Höhe gewinnen und ich flug ständig ca. 100 bis 200m über dem Grund langsam aber sicher den Berg hinauf.

Etwa um 13:31 passierte es.

Ich fahre eine Klapper ein. Eine Seite meines Schirmes hat aufgrund der Luftverhältnisse kurzzeitig nicht mehr genügend Staudruck an der Vorderkante um die Kammern aufgebläht zu halten. Der Flügel verliert seine Form welche mir den Auftrieb verschafft. Das ist für gewöhnlich kein Problem, insbesondere da mein Schirm (Ein Pro Design Effect II, DHV 1) sehr gutmütig ist und sich schnell in von solchen Klappern erholt. Weiterfliegen ist auch kein Problem, man sinkt zwar etwas schneller, aber selbst grosse Klapper lassen einem nicht direkt vom Himmel stürzen. Wenn man richtig darauf reagiert.

Und so kam es zu meinem Absturz: Der Klapper ging nicht sofort wieder auf. Ich reagierte zuerst korrekt und bremste etwas dagegen an. Als nach wenigen Sekunden sich die Situation immer noch nicht löste, machte ich den klassischen Anfängerfehler und guckte nach oben in den Schirm: Die ganze rechte Seite war eingeklappt (50-60% asymetrischer Kollaps). Und genau hier müsste man nach vorne gucken um zu merken dass der Schirm zu drehen beginnt. Ich bremste zu wenig und war bevor ich mich versah in einer Steilspirale.

In einer Steilspirale geht es abwärts: Der Schirm und Pilot gucken beide direkt Richtung Boden und drehen sich um die horizontale Achse (Welche hier vertikal hinunter zeigt). Dabei handelt es sich eigentlich um ein Standardmanöver mit dem man schnell bis zu 20m/s Höhe abbauen kann, z.b. um eine Gewitterwolke zu entkommen. Aber nicht etwas das man so nah über dem Boden ausübt.

Nun, ich habe noch wenig Erfahrungen mit Steilspiralen und wusste dass ich mich nicht weit über dem Boden befand. Mein Vario zeigte bei späterer Betrachtung ein maximales Sinken von 16.7m/s an, das sind ziemlich genau 60km/h mit denen ich auf den Grund zuraste.

Wenig Zeit zum Überlegen was denn nun genau im Theoriebuch in dieser Situation empfohlen wird. Auch wenig Zeit für Panik. Die einzige Grundsatzregel die noch übrig bleibt heisst: Wenn der Flugzustand unkontrollierbar scheint, Notschirm werfen.

Nach einigen bangen Sekunden in denen ich wegen der starken Fliehkräfte nicht sofort zum Griff meines Notschirmes gelang, war der Fallschirm endlich draussen. Aus den Augenwinkeln sah ich das rot-weisse Tuch aufgehen und ich segelte die letzten Meter zu Boden. Augenzeugen berichteten dass ich schätzungsweise 5 bis 6 Spiralen geflogen bin bevor der Notschirm zu sehen war. (Diejenigen die den Klapper nicht mitkriegten dachten schon dass ich sehr mutig sei so nah am Boden zu spiralen.)

Flach mit dem ganzen Körper schlug ich auf einem Grasstück auf, verfehlte jeden einzelnen Stein auf der Wiese und stand nach wenigen Sekunden schon wieder auf den Beinen. Um 13:32 war das ganze vorbei.

Phew.

Als erstes losgeflucht.

Als zweites das Foto oben geschossen und mir begonnen Gedanken zu machen wie ich das in meinem Blog beschreiben werde.

Als drittes den übrigen Piloten in der Luft zugewunken. Bin noch ganz.

Als viertes meinen ehemaligen Fluglehrer angerufen und ihm erzählt dass er mir den Notschirm falten muss.

Als fünftes mich geärgert dass ich soweit von einer Strasse weg abgestürzt bin.

Als sechstes mich gewundert ob die ersten fünf Reaktionen in einer solchen Situation normal sind.

Und dann angefangen zusammen zu packen. Roger, ein Pilot vom Jungfrau-Tächi Club brach freundlicherweise seinen Wettkampf ab und kam mir helfen. Nochmals herzlichen Dank für die Begleitung und Organisation vom Transport.

Flugdetails gibt’s bei Leonardo, dort kannst du dir einen Google Earth-Track erstellen lassen mit meiner spektakulären Aktion.

Und jetzt? Erst mal meine Prellungen verdauen.

Mittelfristig muss ich wieder Vertrauen in meinen Schirm gewinnen. (Bisher nannte ich in Luftschiff. Gross, träge und stabil. Jetzt bin ich mir nicht so sicher.)

Längerfristig bzw. eigentlich kurzfristig ist ein Sicherheitstraining zu absolvieren sicher keine schlechte Idee.

Und kürzestfristig hänge ich mich für den Rest vom Tag ins Marzili, geniesse die Sonne und versuche nicht daran zu denken was sein hätte können.

Bilder zum Wochenende: Thermik

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Am Samstag oberhalb von Meiringen, mit Ausblick auf den Brienzersee.

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Tags darauf über Marbach, klare Sicht kilometerweit.

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>>I gah ufe ufe ufe immer höch & höcher ufe, aber oben abe chumen I nümm […] für mys grinse wär e breitliinwang no z äng<<

Flugberichte und Tracklogs gibt’s dann irgendwann in meinem Flugbuch, einzelne weitere Fotos kannst du dir auf Flickr ansehen.