Wer hat entschieden dass SAP jede Windows-Benutzerkonvention über den Haufen werfen darf?

Ich werde im Moment zu 8 Stunden SAP-Benutzung am Tag bei einem grösseren Bundesbetrieb gezwungen. Und bereits nach den ersten wenigen Minuten fühlte ich den abgrundtiefen Hass für dieses System in mir aufsteigen.

Dessen Entwickler müssen sich gesagt haben: Wir bieten ein Produkt an dass sonst niemand verkauft. Darum dürfen wir den Benutzern auch unsere eigenen Ansichten zur Benutzerführung aufdrücken. Wir wissen das besser.

Copy & Paste funktioniert nicht wie gewohnt, Markierungen werden atypisch überschrieben, die angezeigte Cursorposition stimmt nicht immer mit der logischen Position über, die Menus ausserhalb des Fokus werden durch redundante Textbalken ersetzt, die Menuinhalte sind ungewohnt, Bestätigungsknöpfe befinden sich in der Toolbar anstelle unter den Dialogen, irgendwie zusammenhörende Knöpfe (Ok, Speichern, Zurück, Aufwärts, Abbrechen) sind über die ganze Toolbar verstreut wenn sie nicht in der zweiten Toolbar zu finden sind  etc. etc. etc.

Die ganze Oberfläche mit ihrem 16-Farbenmodus (Davon sind 15 blau-grau) versprüht den Charme einer Windows 3.11-Applikation welche in den 80er Jahren gestorben ist.

Und das schlimmste: Die Arroganz von SAP gegenüber den Benutzern färbt auf die SAP-Implementierer in den Betrieben ab. Kein Gespür für saubere Benutzerführung, keinen Sinn für die eigentlichen Aufgaben der Applikationen, nur ein stupides Abbilden von Geschäftsprozessen. Corporate IT at its worst.

Mein definitives Karriereziel: Nie und nimmer als SAP-Berater/Entwickler/Anwender zu enden.

Song zum Thema: Tricky – Black Steel

4 Gedanken zu „Wer hat entschieden dass SAP jede Windows-Benutzerkonvention über den Haufen werfen darf?“

  1. Mein Beilied. Ich hab mich 2 Monate mit einem Taufrischen SAP Modul beschäftigt. Da kommt Freude auf. Von Useability haben die wirklich noch nicht viel gehört. Aber der Reportingteil ist dann fast schon wieder unheimlich.

  2. Der gleiche Bundesbetrieb, der mich dereinst dazu gezwungen hat, filzähnliche Kleider zu tragen um damit im Morast herumzugurken. Viel Spass

  3. Von Christian zu Christian: Du triffst ins Schwarze, textest, was mir allwöchentlich durch den Kopf geht. Natürlich auch in der Bundesverwaltung. Und ja, die SAP-Verantwortlichen schaffen es immer wieder, das an sich schon benutzerfeindliche Tool noch hässlicher zu machen. SAP ist bei uns übrigens ein Schimpfwort (vielleicht kennst du „bullshit bingo“ – da kommt es auch vor, zu Recht). Herzlich, Chrigu

  4. Danke herzlich fürs Mitleid! Ich muss mich „nur“ 4 Stunden im Tag damit herumschlagen, aber das reicht natürlich schon gut für alle negativen Gefühle, die Du beschreibst. Nach fast einem Jahr SAP habe ich dieses System jetzt personalisiert und sehe im SAP ein äusserlich langweiliges, sehr stures und launisches Wesen. So geht’s einigermassen…

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